Jungfernfahrt
M/S COLOR FANTASY
Reisebericht
Der normale Fahrplan für die Verbindung Oslo - Kiel - Oslo besagt, daß die Abfahrt in beiden Häfen um 14:00 Uhr erfolgen soll, die Ankunft am nächsten Morgen um 9:30 Uhr. Die Color Fantasy fuhr auf ihrer Jungfernfahrt jedoch nach einem Sonderfahrplan. Wegen der Taufzeremonie in Oslo wurde die Abfahrt um 2,5 Stunden nach hinten gelegt. Laut Programmheft zur Jungfernfahrt sollte M/S Color Fantasy dann am 11. Dezember 2004 um 12:00 Uhr in Kiel eintreffen. Gegenüber einer normalen Fahrt sollte nur ein verkürzter Aufenthalt in Kiel erfolgen, die Abfahrt war bereits wieder für 14:30 Uhr geplant, also nur noch eine halbe Stunde hinter dem normalen Fahrplan zurück. Die Ausgabe der Bordkarten im Norwegenterminal sollte ab 12:30 Uhr möglich sein, die Einschiffung ab 13:30 Uhr.
Wie im
Bericht zur Einlaufparade von
M/S Color Fantasy nachzulesen ist, traf das Schiff aus Oslo mit 90 Minuten
Verspätung, also um 13:30 Uhr, in Kiel ein. Zu diesem Zeitpunkt sollte bereits
die Einschiffung der Fahrgäste beginnen, die die Jungfernfahrt ab Kiel gebucht
hatten. Nachdem ich das Einlaufen des Schiffes in Höhe des RoRo-Terminals 27
selbst verfolgt hatte, machte ich mich auf dem Weg zum Norwegenterminal, wo ich
gegen 14:00 Uhr eintraf. Auf dem Weg zum Terminal wiesen Informationsschilder
darauf hin, daß d
as Norwegenterminal nur mit gültiger Fahrkarte zur
Jungfernfahrt betreten werden könne. Auch Besichtigungen während des kurzen
Aufenthaltes in Kiel waren nicht möglich. In der Tat erfolgte die Kontrolle der
Fahrkarten bereits vor dem Eingang zum Terminal. Bei der Ausgabe der
Reisedokumente im Terminal wurde darauf hingewiesen, daß sich aufgrund der
verspäteten Ankunft auch die Abfahrt und das Boarding verzögern werde. Zunächst
wurde als Zeitpunkt für die Einschiffung 14:30 Uhr genannt, dann 15:00 Uhr, um
15:15 Uhr war es dann wirklich soweit. Die meisten Fahrgäste steigerten bis
dahin mit mindestens einem Glas Champagner ihre Vorfreude auf die Reise. Die
Reisedokumente umfaßten neben der Bordkarte
und einem Schiffsguide zur besseren
Orientierung auch ein namentlich ausgestelltes Faltblatt mit dem Programmablauf
der Jungfernreise, auf dem die Tischnummer für die Abendveranstaltungen im Grand
Buffet Restaurant notiert war. Weiterhin fanden sich in den Unterlagen diverse
Vouchers für die in der Jungfernreise eingeschlossenen Leistungen. Dies waren im
einzelnen: Begrüßungscocktail, Galamenü am ersten Abend, Kaffee im Anschluß an
das Galamenü, verbilligter Einkauf im Duty-Free-Shop auf der Hinfahrt,
Frühstücksbüffet auf der Hinfahrt, Stadtrundfahrt in Oslo (sofern zusätzlich im
Voraus gebucht), verbilligter Einkauf im Duty-Free-Shop auf der Rückfahrt,
Skandinavisches Buffet am zweiten Abend und Frühstücksbüffet auf der
Rückfahrt. Zu den Vouchers sei gesagt, daß mit Ausnahme der Exemplare für die
Stadtrundfahrt und den Duty-Free-Shop im Verlauf der Reise nie jemand diese
Gutscheine sehen wollte. In der Regel wurde am Eingang der Restaurants nur
das Faltblatt mit der Tischnummer kontrolliert.
Der Zugang zum Schiff erfolgt über
das Deck 7. Der Eingang befindet sich in Höhe des vorderen Treppenhauses und
mündet gegenüber der Rezeption direkt in die Fantasy Promenade. Da sich meine
Kabine 11-706A im letzten Drittel des Schiffes befindet, bietet sich gleich die
Gelegenheit auf dem Weg zum hinteren Treppenhaus die Fantasy Promenade zu
durchqueren und in Augenschein zu nehmen. In der Realität macht das 160 Meter
lange und drei Decks hohe Herzstück des Schiffes einen noch wesentlich
imposanteren Eindruck, als man dies aufgrund von vorab veröffentlichten Fotos
und Zeichnungen hätte erwarten können. In hinteren Treppenhaus bringen gläserne
Fahrstühle die Passagiere zu den Kabinendecks. Meine Kabine liegt auf Deck 11,
dies ist zugleich das höchste Kabinendeck. Bei Kabine 11-706A handelt es sich um
eine 3-Sterne-Außenkabine, eingerichtet mit einem Bett, sowie einem Sofa, das in
ein we
iteres
Bett umgewandelt werden kann. Bei Bedarf kann die Kapazität um zwei weitere
Betten aufgestockt werden. Diese zusätzlichen Betten sind geschickt in der
Kabinendecke versteckt. Ein WC mit Dusche gehört ebenso zum Standard wie ein
Fön, Farb-TV mit Informationssystem und Minibar. Die Minibar ist auf normalen
Passagen bei 3-Sterne-Kabinen nicht im Fahrpreis inbegriffen. Die Kabine ist
geschmackvoll, aber nicht übermäßig luxuriös ausgestattet. Auffällig ist der
sehr geringe Stauraum für Kleidung. Schränke sucht man komplett vergeblich,
stattdessen gibt es nur ein Bord und eine Kleiderstange. Man sollte meinen, daß
auf einer relativ kurzen Überfahrt von 20 Stunden bzw. der doppelten Fahrzeit
bei sofortiger Rückfahrt (Mini-Cruise) auch nicht so sehr viel Stauraum benötigt
wird. Dies steht allerdings in krassem Widerspruch zu den Beobachtungen beim
Einsteigen: Fast jeder der Passagiere schleppt große Mengen an Gepäck mit an
Bord. Da in den großen Restaurants zwar keine Abendkleidung zwingend
vorgeschrieben ist, jedoch gerne gesehen wird (nicht nur auf Jungfernfahrten),
leuchtet das umfangreichere Gepäck der meisten Passagiere ein. So gesehen
scheint der Stauraum in der Kabine doch unterdimensioniert zu sein.
Um 16:10 Uhr erfolgte dann die
Abfahrt, das bedeutet gegenüber der ursprünglichen Planung eine Verspätung von 1
Stunde und 40 Minuten. Inzwischen war bereits die Nachmittagsdämmerung hereingebrochen,
und das Schiff verließ Kiel im letzten Tageslicht. Die Sicht war noch immer auf
Waschküchenniveau. Wie beim Einlaufen wurde M/S Color Fantasy auch beim
Auslaufen von mehreren kleineren Schiffen begleitet, allerdings weniger als am
Vormittag. Auch die Zuschauerresonanz am Ufer hatte gegenüber dem Einlaufen
abgenommen, was angesichts des schattigen Wett
ers
und dem Einbruch der Dunkelheit auch nicht verwundern durfte. Bei den Gästen der
Jungfernfahrt stieß das Ablegemanöver in Kiel nicht auf gesteigertes Interesse,
denn die Gäste auf den Freidecks konnte man an einer Hand abzählen. Beim
Passieren des Kieler Leuchtturms gegen 17:00 Uhr war die Dunkelheit komplett
eingebrochen. Eigentlich sollte schon um 16:15 Uhr für die Gäste der
Jungfernfahrt ab Kiel die Begrüßung durch den Kapitän mit anschließendem
Show-Programm in der Fantasy Lounge stattfinden. Aufgrund der verspäteten
Abfahrt war dieser Termin aber nicht mehr zu halten. Bereits in den beim
Check-In ausgehändigten Reiseunterlagen befand sich eine Notiz, die über eine
Verlegung der Veranstaltung auf 22:00 Uhr informierte.
Somit war der nächste offizielle
Programmpunkt um 18:00 Uhr das Gala-Dinner im Grand Buffet Restaurant. Eine
Tischreservierung für diese Veranstaltung war bereits vorgenommen, die
Tischnummer dem Deckblatt des Reiseprogramms zu entnehmen. Das Grand Buffet
Restaurant ist mit 700 Sitzplätzen die größte gastronomische Einrichtung an
Bord. Für ein Buffet-Restaurant ist es außerordentlich pompös eingerichtet.
Geboten wurde an diesem ersten Abend jedoch kein Buffet, sondern ein
Vier-Gänge-Menü (Räucher-Bressehähnchen, Kalter gebratener Seeteufel, Im Ganzen
gebratener Milchkalbrücken, Schokolade Chibboust). Den einzelnen Gängen wurde
dabei sehr viel Zeit eingeräumt, so daß sich das gesamte Dinn
er
mit abschließendem Cognac oder Likör über fast vier Stunden erstreckte. Alle zum
Dinner gereichten Getränke gehörten zum Leistungsumfang der Jungfernreise und
brauchten nicht extra bezahlt zu werden. Während des Gala-Dinners wurde die
außergewöhnliche Laufruhe des Schiffes besonders deutlich. Es waren nicht die
geringsten Fahrgeräusche oder Schiffsbewegungen zu spüren. Die Blumen auf den
Tischen und die Getränke in den Gläsern verzeichneten nicht die geringste
Bewegung, so da
ß
man nicht den Eindruck hatte, sich überhaupt auf einem Schiff zu befinden. Um
20:45 Uhr passierte M/S Color Fantasy die
Store Bælt-Brücke über den Großen
Belt. Die Durchfahrt unter der hell erleuchteten Brücke war auch durch die
Fenster des Grand Buffet Restaurants eindeutig auszumachen. Da das Schiff im
normalen Fahrplan von Kiel bis zur Brücke ziemlich genau 4:30 Stunden benötigt,
wird deutlich, daß sich die Verspätung bis zu diesem Zeitpunkt noch
nicht reduziert hatte.
Nach dem Gala-Dinner ging es gegen
22:00 Uhr nahtlos
weiter mit der bereits für nachmittags geplanten Showtime in der Fantasy Lounge.
Am Eingang zur Show Lounge erfolgte die persönliche Begrüßung der Passagiere
durch den Kapitän Olav Berger. Anschließend erfolgte ein ca. einstündiges
Showprogramm bunt gemischt mit Musik-, Tanz- und Varieté, das der Jahreszeit
passend vorweihnachtlich gefärbt war. Die Sitzplätze in der Show Lounge sind
terrassenförmig angeordnet und garantieren somit von jedem Winkel des Raumes
sehr gute Sichtmöglichkeit auf die Bühne. Während der Show konnten sich die Zuschauer
von der umfangreichen akustischen Ausrüstung der Lounge sowie der ausgefeilten
Bühnentechnik überzeugen. Insbesondere die höhenverstellbare Bühne wurde für
überraschende Show-Effekte genutzt. Besonders bekannte Persönlichkeiten traten
im Rahmen der Show nicht auf. Man verfolgte bewußt das Motto: Das Schiff ist der
Star.
Um 23:00 Uhr endete das offizielle Programm dieses Tages, alle Salons, Bars und Restaurants standen den Gästen jedoch weiterhin zur Verfügung. So hatte man beispielsweise die Möglichkeit, im Tower Night Club, in der Observation Lounge oder auch im Casino die Nachtruhe zu verkürzen.
Als am nächsten Morgen ab 7:00 Uhr
im Grand Buffet Restaurant auf Deck 6 das Frühstücksbüffet serviert wurde, hatte
M/S Color Fantasy den Oslofjord längst erreicht. Das Wetter war gegenüber der
Abfahrt in Kiel nicht wiederzuerkennen, und die aufgehende Sonne tauchte die
Szenerie in goldgelbes Licht. Es wird deutlich, daß die Faszination der Fantasy
Cruise zu einem Gr
oßteil durch das Ambiente des Schiffes selbst hervorgerufen
wird, daß aber auch der Reiz der Landschaft links und rechts der Reling dieser
Reise ihren besonderen Stempel aufdrückt. Dies gilt insbesondere für den
Oslofjord, der sich bis Oslo immer mehr verjüngt. Immer häufiger bahnt sich das
gewaltige Schiff im Zickzack-Kurs den Weg durch die Schären entlang der schmalen
Fahrrinne. Es bleibt festzuhalten, daß einem Großteil der Fahrgäste dieser
Anblick verborgen bleibt, denn die Freidecks und auch die Observation Lounge mit
Ausblick vom Feinsten hat man fast für sich allein. Erst als um 10:00 Uhr, der
fahrplanm
äßigen Ankunft in Oslo, verkündet wird, daß mit einem Eintreffen in
Oslo erst mit 60 Minuten Verspätung zu rechnen sei, wird es allmählich wieder
lebhafter auf dem Schiff. Gegen 10:45 Uhr taucht am Horizont das für Oslo so
charakteristische rote Rathaus auf. M/S Color Fantasy wird beim Einlaufen von
zwei wasserspritzenden Booten begleitet, jedoch wird vom Einlaufen der neuen
Superfähre von der Öffentlichkeit kaum Notiz genommen. Kein Vergleich also zur
Begrüßung in Kiel. Vom obersten Freideck wirken die Häuser am nahen Uferrand wie
Spielzeug. Gegen 11:00 Uhr läuft M/S Color Fantasy vorwärts den Anleger
Hjortneskaia an. Das Schiff macht, wie auch in Kiel, mit der Steuerbordseite am
Anleger fest. Es ist beeindruckend zu verfolgen, wie millimetergenau sich so ein
gewaltiges Schiff an den Anleger manövrieren läßt.
Während des Aufenthaltes in Oslo muß
man das Schiff nicht verlassen, die Freizeit- und Restaurantbetriebe auf dem
Schiff sind geöffnet. Man kann Oslo aber natürlich auch auf eigene Faust
erkunden oder eine Stadtbesichtigung im Voraus buchen. Trotz des verkürzten
Aufenthaltes in Oslo war dies gegen einen Aufpreis von 30 EUR auch auf der
Jungfernfahrt möglich. Viele der deutschen Gäste an Bord haben sich für diese
Rundfahrt entschieden. Bis die Menschenmenge das Schiff verlassen und sich vor
dem Color Line-Terminal auf dem Busparkplatz eingefunden hat, nähert sich der
Uhrzeiger bereits 11:30 Uhr. Entgegen der ursprünglichen Ankündigung der
Reederei, die Stadtrundfahrt vor der Reise buchen zu müssen,
wurden auch noch
kurzfristig auf dem Schiff Buchungen entgegengenommen. Dies führte zu leichter
Verwirrung bei der Reiseleiterin, die einen derartigen Ansturm offenbar nicht
erwartet hatte. Jedenfalls standen mehr Personen vor dem Bus als dieser
Sitzplätze hatte. Einige Reisende gerieten etwas aus der Fassung. Während der
Bus gefüllt wurde und sich mit der Reiseleiterin mit Umweg durch die Innenstadt
von
Oslo auf den Weg zum Vigelandspark machte, wurde eiligst ein zweiter Bus
geordert, der gegen 11:45 Uhr eintraf und sich dann mit den restlichen Gästen
auf direktem Wege zum Vigelandspark begab, wo beide Busse zusammentrafen. Es
folgte eine ca. 30-minütige Durchquerung des zugeschneiten Skulpturenparks. Der
bekannte Bildhauer Gustav Vigeland hinterließ diesen Park, dessen kolossale
steinerne Hymne an das Leben auf unterschiedliches Echo bei den Besuchern stößt.
Am anderen Ende des Parks wartete ein inzwischen bereitgestellter
Doppeldecker-Bus, der alle Fahrgäste aufnehmen konnte, so daß alle Fahrgäste in
den Genuß der Reiseleitung kommen konnten. Mit dem Doppeldecker ging es dann zum
Holmenkollen. Am Fuße der Olympia-Sprungschanze erfolgte ein kurzer Aufenthalt,
bevor das dritte und letzte Ziel, das Vikingskipshuset, angesteuert wurde. Dabei
handelt es sich um ein Museum für Wikingerschiffe auf der Museumshalbinsel
Bygdøy. Auch hier war wegen der fortgeschrittenen Zeit nur eine Stippvisite
möglich. Von hier aus erfolgte die Rückfahrt zum Schiff, das gegen 13:45 Uhr
erreicht wurde. Rückblickend bleibt festzuhalten, daß schon bei normalem
Aufenthalt in Oslo von vier Stunden das Programm der Stadtrundfahrt sehr
komprimiert durchgezogen werden muß. Wenn nur zwei Stunden zur Verfügung stehen,
wird die ganze Aktion natürlich sehr hektisch. Aber der Schwerpunkt speziell
dieser Jungfernreise lag sicherlich nicht bei der Stadtrundfahrt in Oslo,
sondern auf dem Fahrerlebnis mit M/S Color Fantasy. Daher war die verkürzte und
hektische Standrundfahrt zu verschmerzen.
Wie bereits erwähnt, traf der Bus
mit den Gästen der Stadtrundfahrt um 13:45 Uhr beim Color Line-Terminal ein,
also 15 Minuten vor der geplanten Abfahrt des Schiffes. Zu dieser Zeit befanden
sich noch große Menschenmengen im Abfertigungsterminal. Aufgrund des großen
Andrangs zog sich die Bordkartenkontrolle in die Länge. Waren auf der Hinfahrt
nur ca. 800 Passagiere an Bord, sind es auf der Rückfahrt etwa doppelt so viele,
d.h. in Oslo besteigen viele neue Reisende das Schiff. Bei einer maximalen
Auslastung von 2.750
Personen
war das Schiff auf beiden Touren bei weitem nicht ausgelastet. An Bord war zu
hören, daß man hätte weit mehr Karten verkaufen können. Offenbar wollte man auf
der ersten Fahrt jedoch kein zu großes Risiko eingehen, die noch nicht
routinierten logistischen Abläufe auf dem Schiff, wie z.B. die Essenssitzungen,
aus dem Ruder laufen zu lassen. Erst um 14:20 Uhr war das Einsteigen beendet, so
daß fünf Minuten später das Ablegemanöver erfolgte, also 25 Minuten nach Plan.
M/S Color Fantasy mußte dabei vor dem Anleger drehen, und langsam blieb die von
der bereits tief stehenden Sonne in gelbes Licht getauchte Silhouette Oslos über
dem Achterdeck zurück.
Für den Nachmittag war kein
offizielles Programm vorgesehen, auch die Mittagsverpflegung war nicht im
Programm enthalten. Für Teilnehmer der Standrundfahrt bestand aufgrund des dicht
gedrängten Ablaufs erst wieder nach dem Ablegen an Bord die Möglichkeit, sich
kulinarisch verwöhnen zu lassen. Die Restaurants und Bistros rund um die Fantasy
Promenade waren dabei gut besucht, so daß es teilweise schwierig war, einen
Sitzplatz zu finden. Dies galt insbesondere für das Mama Bella Pizza Ristorante.
Der Nachmittag bietet sich weiterhin
für einen Besuch im Color SPA & Fitness Center oder im Aqualand an. Zwar betont die
Reederei immer wieder den Kreuzfahrtcharakter ihres Schiffes, bei einem Besuch
der Freizeiteinrichtungen holt den Reisenden aber doch ein wenig die
Fährschiffphilosophie ein. Während auf Kreuzfahrern diese Leistungen inkludiert
sind, muß auf M/S Color Fantasy dafür bezahlt werden. Ein maximal zweistündiger
Besuch im Aqualand kostet z.B. 45 NOK, das sind umgerechtet ungefähr 5,75 EUR
(Eintritt und Handtuch). Das Aqualand verfügt über einen Waterstream, zwei
Wasserrutschen, ein Kinderbecken, zwei Jacuzzi und eine Bar. Die große
Glaskuppel mit Blick über das Achterdeck verleiht der Einrichtung einen
besonderen Reiz. Während in der Fantasy Promenade des Leben tobt, geht es fünf
Decks höher im Aqualand doch eher ruhig zu. Wahrscheinlich muß sich die
Attraktivität dieser Einrichtung erst noch herumsprechen.
Das Abendessen wurde an diesem Tag
in zwei Sitzungen eingenommen. Als die deutschen Gäste der Jungfernfahrt um
20:30 Uhr zur zweiten Sitzung zu Tisch gebeten wurden, hatte M/S Color Fantasy
den Oslofjord bereits längst wieder verlassen und war in die Dunkelheit des
Skagerraks abgetaucht. Auch in dieser oft stürmischen Gegend war von Wellengang
absolut nichts zu spüren. Das
Abendessen
wurde, wie auf der Hinfahrt, wieder im Grand Buffet mit gleicher Tischbesetzung
serviert. Diesmal stand aber tatsächlich ein Buffet auf dem Programm, das in
Norwegen in der vorweihnachtlichen Zeit traditionelle Julebord. Als sich die
Gäste zur zweiten Sitzung gegen 20:30 Uhr vor dem Grand Buffet versammelten,
wurde ihnen von den Verantwortlichen der Reederei mitgeteilt, daß sich der
Beginn des Abendessens leider noch etwas verzögern werde, da die erste Sitzung
entgegen der Planung noch nicht abgeschl
ossen
sei. Die meisten Fahrgäste nahmen es gelassen, andere neigten aber auch zu
ekstatischen Wutausbrüchen und beschimpften das Servicepersonal, das um
Schlichtung bemüht war. Bis der Saal geräumt und wieder neu gedeckt war, verging
etwa eine Stunde, so daß die zweite Sitzung erst um 21:30 Uhr beginnen konnte.
Bis 23:30 Uhr wurde dann eine riesige Bandbreite warmer und kalter
Köstlichkeiten offeriert. Die Gesamtlänge des Büffets beträgt 52 Meter. Auf
normalen Reisen wird für das Büffet 45 EUR berechnet. Das Büffet befindet sich nicht im Speiseraum selbst,
sondern in einem angrenzenden Bereich, der explizit für die Präsentation der
Speisen vorgesehen ist. An diesem zweiten Abend waren die Getränke ursprünglich
nicht im Fahrpreis inkludiert. Aufgrund der eingetretenen Verzögerung gingen
alle Getränke als Entschädigung aber dann doch aufs Haus.
Damit endete das offizielle Programm dieses zweiten Tages. Wie schon am ersten Abend standen alle Salons, Bars und Restaurants den Gästen jedoch bis tief in die Nacht zur Verfügung.
Letzte
eingeschlossene Gastronomieleistung war am Morgen des dritten Tages ab 7:00 Uhr
das Frühstücksbüffet, das wie schon auf der Hinfahrt im Grand Buffet Restaurant
auf Deck 6 serviert wurde. Wer zeitig das Frühstück hinter sich gebracht hatte,
konnte am besten aus der Observation Lounge das Einlaufen in die Kieler Förde
verfolgen. Als das Schiff gegen 8:30 Uhr den Kieler Leuchtturm passierte, wurde
deutlich, daß M/S Color Fantasy die knappe halbe Stunde Verspätung von der
Abfahrt am Vortag wieder herausgefahren hatte, somit war mit einer pünktlichen
Ankunft in Kiel zu rechnen. Das Wetter in Kiel war genau so bescheiden wie bei
der Abfahrt. M/S Color Fantasy bahnte sich den Weg durch die norddeutsche
Waschküche bis zur Schwentine-Mündung, wo das Schiff gegen 9:00 Uhr quasi auf
dem Bierdeckel eine 180°-Wendung hinlegte, um dann die letzten Meter rückwärts
den Norwegenkai anzusteuern. Die Festmacher warteten bereits, und auch das
Anlegen gelang ohne Probleme, so daß die Jungfernfahrt pünktlich um 9:30 Uhr zu
Ende ging.
Noch
ein letzter Blick aufs Schiff und ein paar Fotos - dann war auch diese
Jungfernfahrt schon wieder Geschichte. Der einzige Nachteil dieser genialen Tour
ist, daß sie viel zu kurz andauert. Aber M/S Color Fantasy wird ja nun jeden
zweiten Tag zu Gast in Kiel sein und zu einer erneuten Mitfahrt einladen,
allerdings - eine Jungfernfahrt, die gibt es eben nur einmal...
Die häufig gestellte Frage, ob es sich bei der M/S Color Fantasy nun um ein Cruise Liner handelt oder doch eher um ein Fährschiff, kann nach diesen Reiseeindrücken eindeutig beantwortet werden: Das Reiseniveau ist sehr hoch, die typischen Elemente eines Fährschiffes wurden geschickt in die wenig frequentierten Bereiche des Schiffe verborgen. Ausgehend von der Fantasy Promenade vermittelt des gesamte Schiff in Ausstattung und Service eindeutig den Stil eines Kreuzfahrers.
© 2005 Alexander David
Letzte Aktualisierung: 18.07.2005