Freundeskreis der Fahrplansammler Herbsttreffen 2020

Das Ende der Fahrplanblätter

Im Fahrplanjahr 2019 / 2020 stellte die DB die Ausgabe des Fahrplanblatts "Ihr Reiseplan" in ihren Zügen endgültig ein. Infolge der Corona-Pandemie wurden ab April 2020 zunächst aus Hygienegründen keine Faltblätter mehr ausgelegt. Im Laufe des Jahres wurde von der DB aber beschlossen, wegen der fortschreitenden Digitalisierung der Fahrplan-Informationen die Veröffentlichung der Fahrplanblätter nicht mehr aufzunehmen. Somit ist der April 2020 der letzte Monat, aus dem Exemplare von "Ihr Reiseplan" existieren. Leider konnte ausgerechnet zum Ende dieser Ära kein Fahrplantauschtreffen stattfinden, da sich der Freundeskreis der Fahrplansammler entschieden hat, das in weiten Teilen bereits organisierte Herbsttreffen wegen der Corona-Pandemie nicht durchzuführen.

Aber auch ohne Herbsttreffen nachfolgend als Schlußakkord eine kleine Auswahl an Reiseplänen aus der finalen Fahrplanperiode 2019 / 2020:

Die touristisch geprägten IC 2004 und IC/RE 2013 mit den Zugnamen "Schwarzwald" und "Allgäu", die bei der Namenswahl der DB-Züge schon eine lange Vergangenheit haben.

Neu im aktuellen Fahrplanjahr ist die Ausgabe von Fahrplanblättern in Nachtzügen der Gattung "nightjet". Links ist "Ihr Reiseplan" vom NJ 401 Hamburg - Zürich abgebildet, rechts vom NJ 457 Berlin - Wien. Den Wagenpark der Nightjets stellt die ÖBB.

Obwohl international unterwegs fahren die Fernzüge der Linie 77 zwischen Berlin und Amsterdam nicht als EC, sondern nur als IC. Westlich von Bad Bentheim führt eine Lok der Niederländischen Eisenbahnen den Zug. Oben hat mit dem IC 144 ein Zug dieser Linie den Bahnhof Amersfoort erreicht, unten links der passende Reiseplan.

Daneben der Reiseplan vom Gegenzug IC 145, dem der blaue Schriftzug "NS International" fehlt. Unten ist der entsprechende Zug ebenfalls in Amersfoort zu sehen.

Links der Reiseplan vom ICE 590 München - Hamburg aus dem Dezember 2019. Einen Monat später (Abbildung rechts) kann man im ICE 590 zwar immer noch CO₂ sparen, träumen und Kaffee genießen, aber ohne Sprinter-Status.

Bemerkenswert ist der DB-Einsatz der von der österreichischen Westbahn übernommenen Triebzüge vom Typ Stadler KISS. Bei der DB führen diese Triebzüge die Baureihennummer 4110, werden wie die lokbespannten Doppelstock-ICs als IC2 vermarktet und sind zwischen Warnemünde / Rostock und Dresden auf der neuen IC-Linie 17 unterwegs. Da die Züge weiterhin in Wien gewartet werden, steuert abweichend zur normalen Linienführung an sechs Tagen pro Woche ein nächtliches Zugpaar über Leipzig, Nürnberg, Passau und Linz den Wiener Hauptbahnhof an.

Unten ein Foto des Stadler KISS in Westbahn-Farben aus dem Sommer 2019.

Der Einsatz der Stadler KISS auf der IC-Linie 17 startete am 8. März 2020. Im letzten Moment ganz kurz vor der Einstellung der Fahrplanblätter erhielten die Züge der Linie 17, im Gegensatz zu den lokbespannten IC2, tatsächlich noch Reiseplaner (Titelblatt des IC 2172 oben rechts, erste Umschlagseite mit der Zugkomposition unten).

Links ist der Reiseplan des ICE 316 abgebildet, der die ICE-Linie 79 zwischen Frankfurt/M und Brüssel Midi befährt. Der ICE 618 (rechts) ist ein Nacht-ICE zwischen München und Dortmund mit ungewöhnlichem Laufweg über Stuttgart, Karlsruhe, Heidelberg, Frankfurt/M und Köln, wobei der Frankfurter Flughafen gleich zweimal (einmal vor dem Halt in Frankfurt/M Hbf und einmal danach) angefahren wird.

Auch im letzten Jahr der Fahrplanblätter wurden Reiseplaner für die dänischen IC3-Triebzüge von Hamburg nach Dänemark erstellt (IC 384 links). Ausgelegt wurden sie grundsätzlich nur sehr sporadisch. Eine Sonderstellung nimmt auch im aktuellen Fahrplanjahr wieder der ECE 451 von Frankfurt/M nach Mailand ein (rechts), da es von der Zuggattung ECE nur ein einziges Zugpaar bei der DB gibt. In der Schweiz und in Italien fahrt der ECE 451 als "normaler" EC.

Abschiedsstimmung nicht nur bei den Fahrplanblättern, sondern auch bei den mit Baureihe 218 bespannten Diesellokomotiven im Allgäu, die auf der Linie 88 momentan noch die EC-Züge zwischen München und Zürich befördern. Am 12. Dezember 2020 wird dieser Dienst enden, denn durch die nun durchgehende Streckenelektrifizierung werden nach dem Fahrplanwechsel Elektrotriebzüge der SBB-Baureihe 610 auf dieser Strecke verkehren. Wie der ECE 451 werden die Züge zwischen München und Zürich auf dem deutschen Abschnitt dann die Zuggattung ECE tragen.

218 416-6 mit dem EC 194 in München Hbf bereit zur Abfahrt (oben).

Passend zum Zugfoto der Reiseplan des EC 194 (links) sowie der Zugzielanzeiger in München Hbf (oben).

In Lindau Hbf machen bisher die EC-Züge zwischen München und Zürich Kopf. Dort wird von Diesel- auf Elektrolok umgespannt bzw. umgekehrt. Daher hat in St. Margrethen nun die 421 392-2 der SBB den EC 194 am Haken. Fast ein bißchen tragisch: Auf dem Lokkasten wirbt die Lok für die deutlich schnellere Nachfolgeverbindung mit ET 610, der sie in Kürze auf dieser Relation arbeitslos machen wird. Lindau Hbf verliert zudem als Sackbahnhof den hochwertigen EC-Verkehr, der zukünftig im Durchgangsbahnhof Lindau-Reutin halten wird.

Bei den meisten der durch Deutschland rollenden EC-Züge werden die Wagengarnituren von ausländischen Bahnverwaltungen gestellt - so auch beim EC 8 von Zürich nach Hamburg, bei dem die SBB diese Aufgabe übernimmt. Unten links ist der Reiseplan für den EC 8 abgebildet, oben ist dieser Zug in Basel SBB zu sehen, wo die 101 045-3 den Zug übernommen hat und ihn bis nach Hamburg bringen wird. Neben der 101 045-3 ist der ICE 278 Interlaken - Berlin zu sehen, für den als ICE4-Triebzug schon vor der Komplett-Einstellung der Faltblätter kein Reiseplan veröffentlicht wurde.

Bei den EC-Zügen der Linie 27 zwischen Hamburg und Prag stellt die CD nicht nur den Wagenpark, sondern mit der Vectron-Baureihe 193 auch die Lokomotiven. Oben rechts ist der Reiseplan des EC 177 "Berliner" aus dieser Linie zu sehen, unten das passende Foto mit dem EC 177, der gerade die Hamburger S-Bahn-Haltestelle Berliner Tor durchfahren hat und fast den gesamten Weg nach Prag noch vor sich hat.

Beim ICE 771 deutet die 70er-Dekade der Zugnummer eigentlich auf einen Zug von Hamburg mit Fahrtziel Stuttgart oder Karlsruhe / Basel hin. Somit scheint das Ziel München auf dem Reiseplan nicht zur Zugnummer zu passen (unten links). Die scheinbare Unvereinbarkeit läßt sich dadurch erklären, daß der ICE 771 an sechs Tagen in der Woche tatsächlich in Stuttgart endet, nur freitags wird er bis nach München verlängert.

Auch dem montags bis freitags zwischen Frankfurt/M und Stuttgart verkehrenden Pendler-ICE 893 (oben rechts) spendierte man bis zum Ende einen Reiseplan.

Die Abbildung oben zeigt den Reiseplan des ICE 1656 zwischen Leipzig und Wiesbaden. Sonntags ist die Aufgabe allerdings sehr überschaubar, denn der Zuglauf beginnt dann erst in Frankfurt/M Hbf. Dadurch ist der ICE 1656 noch nicht einmal eine Stunde unterwegs. Das Foto unten zeigt diesen Zug beim Zwischenstop in Mainz Hbf. Die Endwagen der ICE-Triebzüge werden zunehmend mit einem grünen Streifen versehen als Symbol dafür, daß alle Fernverkehrszüge mit 100% Ökostrom unterwegs sind.

Meist fahren die fünfteiligen ICE-Züge der Baureihe 415 nicht als eigener Zuglauf, sondern nur als Verstärkungseinheit eines siebenteiligen ICE der Baureihe 411. Der ICE 1092 (oben und links unten) fahrt zumindest als fünfteilige Einheit autonom von München nach Nürnberg, bevor der dort mit dem ICE 92 aus Wien vereinigt wird.

Beim ICE 1598 (oben rechts und unten) handelt es sich auch um einen fünfteiligen ICE der Baureihe 415, der sogar die gesamte Strecke einzeln unterwegs ist, darüber hinaus sogar auch noch als ICE-Sprinter.

Die EC-Züge von München Richtung Italien und zurück wurden auch in der finalen Fahrplanperiode der Faltblätter mit Reiseplanern bestückt (beispielhaft EC 89 / EC 88 München - Bologna u.z. links). Bei den EC-Zügen nach und von Italien handelt es sich um ÖBB-Garnituren. Und auch für die IC-Züge von und nach Westerland mit neg-Kurswagen zwischen Niebüll und Dagebüll fand man im Zug bis zum Ende Fahrplanblätter (IC 2310 Frankfurt/M - Westerland mit Kurswagen auf neg 25 Niebüll - Dagebüll rechts).

Auf der Linie zwischen Hamburg und Köln - Koblenz über das Ruhrgebiet und das Rheinland sind trotz der Zunahme der ICE-Einheiten immer noch zahlreiche Züge lokbespannt mit Baureihe 101 unterwegs. Mit 101 113-9 hat der IC 2216 "Greifswalder Bodden" von Offenburg kommend gerade den Hamburger Hauptbahnhof erreicht und wird in Kürze die Fahrt nach Greifswald fortsetzen (Foto unten). Oben ist der entsprechende Reiseplan für diesen Zug abbildet.

Bereits in der vorangegangenen Fahrplanperiode 2018 / 2019 wurde der ICE 800 von einem ICE1-Triebzug auf den neuen ICE4 umgestellt (siehe auch Bericht vom Herbsttreffen 2019). In diesem Fahrplanjahr fährt der ICE 800 nun wieder mit einer ICE1-Garnitur, für die ein Reiseplan existiert (oben). Auf dem Foto unten wird der ICE 800 in München Hbf gerade bereitgestellt für die Fahrt über Berlin nach Hamburg. Die ICE1-Garnituren werden ab diesem Jahr sukzessive auf Einheiten mit nur neun Wagen umgebaut. Die freiwerdenden Waggons dienen dann als Ersatz. Somit werden die ICE-Züge der ersten Generation auch nach 30 Jahren Einsatzzeit bei der DB eine Zukunft haben, fortan aber ohne

"Ihr Reiseplan".

Anläßlich der Einstellung von "Ihr Reiseplan" ist auch eine Studie von Wolfgang Stock über die Geschichte der Fahrplanblätter im Eisenbahn-Kurier 01/2021 erschienen.

Fotos und Text: Alexander David

Letzte Aktualisierung: 12.12.2020