Wappen von Hamburg (III)

 
 
 

Die "Wappen von Hamburg (III)" bei schwerer See auf Kurs Helgoland.
 
 
 
 
 
 

Im Jahr 1965 stellte die HADAG ein drittes Schiff mit dem Namen "Wappen von Hamburg" für den Helgolandverkehr von Hamburg über Cuxhaven in Dienst, da sich die erst drei Jahre alte "Wappen von Hamburg (II)" günstig an den schwedischen Reeder Sten A. Olsen verkaufen ließ. Mit 109,60 m Länge und einer Vermessung von 4438 BRT war es größer ausgelegt als seine gleichnamigen Vorgänger. Die "Wappen von Hamburg" wurde damit zum Flaggschiff der Deutschen Seebäderflotte. Mit diesem Titel kann sich das Schiff auch noch im Jahr 2002 schmücken, in dem es unverändert in der Sommersaison täglich Kurs auf die Deutsche Hochseeinsel nimmt. Mit 22 Kn ist es außerdem immer noch das schnellste deutsche Seebäderschiff, ausgezeichnet mit dem Blauen Band der Helgoland-Flotte. Auch wenn die 37 Einsatzjahre nicht spurlos an dem Schiff vorbeigegangen sind, beeindruckt es auch heute noch mit seinen eleganten und schnittigen Formen. Die "Wappen von Hamburg (III)" ist aus dem Helgoland-Verkehr nach dem Wiederaufbau der Insel nicht wegzudenken und avancierte zum Paradeschiff der Helgoland-Flotte.

Zurück ins Jahr 1964:
Der Bauauftrag für die "Wappen von Hamburg (III)" erfolgte am 3. März 1964, das Datum der Kiellegung war der 16. November 1964 unter der Baunummer 973.  Am 16. Februar 1965 lief die "Wappen von Hamburg (III)" dann auf den Howaldtswerken / Deutsche Werft in Hamburg vom Stapel. Die Ablieferung an die HADAG erfolgte am 18. Mai 1965 - drei Tage vor ihrer Jungfernfahrt zum Roten Felsen. Auf 6 Fahrgastdecks kann das Schiff bis zu 1800 Fahrgäste aufnehmen. Das Kommandobrückendeck verfügt über einen Konferenzraum mit 21 Sitzplätzen sowie über 5 Zweibettkammern mit zusätzlichem Schlafsofa und je einem Waschraum einschl. Toilette und Dusche. Auf dem Brückendeck befinden sich 2 Zweibettkammern mit je einem Waschraum einschl. Toilette und Dusche sowie 18 weiteren Kammern mit zusätzlichem Liegesofa. Auf dem Bootsdeck ist vorn ein Café mit 156 Plätzen angeordnet, in der Mitte ein Nichtrauchersalon mit 48 Sitzplätzen und ein Foyer, achtern ein Aussichtssalon mit 59 Sitzplätzen, eine Milchbar und ein Foyer. Das Promenadendeck verfügt vorn über ein Speisesalon mit 180 Sitzplätzen und ein Foyer mit 14 Sitzplätzen, mittschiffs ist sowohl an Steuerbord als auch an Backbord eine Veranda mit je 56 Sitzplätzen angeordnet, achtern befindet sich ein Tanzsalon mit 250 Sitzplätzen und einem Foyer. Auf dem Hauptdeck sind vorn 10 Zweibettkammern mit je einem Waschraum einschl. Toilette und Dusche untergebracht, zusätzlich 6 identische Zweibettkammern mit zusätzlichem Schlafsofa und 3 mit zusätzlichem Liegesofa, mittschiffs Steuerbord eine Garderobe, eine Ladenstraße mit einer Schenke, einem Verkaufskiosk für Andenken und einem Verkaufskiosk für Fotos, mittschiffs Backbord liegen die Damen- und Herren-Toiletten. Schließlich findet man auf dem Zwischendeck vorn 8 Zweibettkammern (Doppelkojen) mit je einem Waschraum einschl. Toilette und Dusche. Hierbei handelt es sich um die Fahrgast-Einrichtung bei Tagesfahrten, d.h. im täglichen Helgoland-Einsatz der ersten Jahre.

Die "Wappen von Hamburg (III)" ist jedoch - wie schon ihre gleichnamigen Vorgänger - nur während der Monate Mai bis einschl. September im Helgoland-Einsatz. Außerhalb der Saison wird Helgoland nur von Cuxhaven mit einem kleineren Schiff der Reederei Cassen Eils bedient, in der Regel ist dies die "Seute Deern". Somit stellte sich die Frage, wie die "Wappen von Hamburg (III)" im Winter sinnvoll einzusetzen war. Bis 1965 gelang es der HADAG, ihre Seebäderschiffe in skandinavischen Gewässern für sog. Schnapsfahrten einzusetzen. Dies war fortan aber wegen verschärfter Zollvorschriften nicht mehr möglich. Man hatte sich deshalb entschieden, die "Wappen von Hamburg (III)" - wie auch schon die "Wappen von Hamburg (II)" mit Kabineneinrichtungen auszurüsten, um sie in kürzester Zeit als Kreuzfahrtschiff 212 Passagiere einsetzen zu können. Die Fahrgast-Einrichtung bei Kreuzfahrten unterscheidet sich von jener bei Tagesfahrten. Auf dem Kommandobrückendeck sind 5 Zweibettkammern mit zusätzlichem Schlafsofa und je einem Waschraum einschl. Toilette und Dusche angeordnet, außerdem 4 identische Kammern mit zusätzlichem Schlafsofa. Auf dem Brückendeck befinden sich unverändert 2 Zweibettkammern mit je einem Waschraum einschl. Toilette und Dusche sowie 18 weitere Kammern mit zusätzlichem Liegesofa. Auf dem Bootsdeck findet man vorne das Café mit 133 Sitzplätzen, in der Mitte den Nichtrauchersalon mit 48 Sitzplätzen und achtern einen Aussichtssalon mit 59 Sitzplätzen. Auf dem Promenadendeck liegt vorne der Speisesalon mit 180 Sitzplätzen. Der Tanzsalon sowie die Steuer- und Backbord-Veranden werden umgewandelt in 34 Zweibettkammern mit je einem Waschraum einschl. Toilette und Dusche. Achtern befindet sich das Schwimmbad. Auf dem Hauptdeck sind unverändert vorn 10 Zweibettkammern mit je einem Waschraum einschl. Toilette und Dusche untergebracht, zusätzlich 6 identische Zweibettkammern mit zusätzlichem Schlafsofa und 3 mit zusätzlichem Liegesofa, mittschiffs findet man eine Passage, einen Friseursalon und einen Verkaufskiosk. Völlig unverändert ist die Aufteilung auf dem Zwischendeck mit 8 Zweibettkammern (Doppelkojen) mit je einem Waschraum einschl. Toilette und Dusche im vorderen Teil.
Ein Einsatz ließ sich aber nur im ersten Winter 1965/66 realisieren. Dort verkehrte das Schiff unter dem Namen "Lucaya" in der Karibik.

Für Reisegepäck und Versorgungsgüter befindet sich im Vorschiff ein Laderaum mit einer Größe von 183 m³ und einer Tragfähigkeit von 635 t. Der Laderaum ist zugänglich über eine 4,80 x 2,59 m große Ladeluke und wird von einem 2,6 t - Elektrokran bedient.

Technische Daten MS "Wappen von Hamburg (III)":
Länge über alles 109,60 m
Länge zwischen den Loten 96,00 m
Breite auf Spanten 15,00 m
Seitenhöhe bis Hauptdeck 5,80 m
Seitenhöhe bis Promenadendeck 8,25 m
Tiefgang 4,10 m
Geschwindigkeit 22 Kn
Klasse 100 A4 "E" mit Freibord 1,72 m
Bruttoraumgehalt 4438 BRT
Fahrgäste im Seebäderverkehr 1800 Personen
Fahrgäste in der beschränkten Auslandsfahrt 1200 Personen
Fahrgäste in der unbeschränkten Fahrt 212 Personen
Besatzung und Wirtschaftspersonal in der Tagesfahrt 108 Personen
Besatzung und Wirtschaftspersonal in der Kreuzfahrt 107 Personen
2 MAN-Hauptmotoren 10160 PSe
Tornado-Bugstrahlpropeller 500 PS
elektrische Bordnetzleistung 1000 kW

Die Jungfernfahrt zum Roten Felsen trat die "Wappen von Hamburg (III)" am 21.05.1965 an. Um 7:00 Uhr legte sie in Hamburg, St. Pauli Landungsbrücken ab. Nach einem Zwischenstop in Cuxhaven gegen 10:30 Uhr erreichte sie die Insel Helgoland gegen 13:00 Uhr. Zurück ging es um 16:30 Uhr über Cuxhaven (19:00 Uhr) wieder nach Hamburg, Ankunft um 22:45 Uhr.

 
 
 
 
 
 

Schiffspost, abgestempelt auf der "Wappen von Hamburg (III)" am Tag ihrer Jungfernreise (21.05.1965).
 
 
 
 
 
 
 
 

Die "Wappen von Hamburg (III)" eroberte sich schnell ihr Publikum und beförderte tagtäglich große Mengen von Passagieren auf den roten Felsen. Helgoland war "in" als Tagesausflugsziel, und bei Fahrpreisen von damals DM 35,- lockte der zollfreie Einkauf auf der Insel. Die 60er Jahre waren die Zeit des ganz großen Besucheransturms auf die Insel, und nicht selten soll die "Wappen von Hamburg (III)" beim Zwischenstop in Cuxhaven keine Fahrgäste mehr an Bord genommen haben, da das Schiff bereits ab Hamburg restlos ausgebucht war. Zu jener Zeit bevölkerten die Insel im Sommer mehr als 10.000 Tagesgäste. Ab Cuxhaven wurde daher in der Hochsaison zusätzlich ein zweites großes Schiff eingesetzt, die "Helgoland (I)" oder die "Alte Liebe (II)".

Die "Wappen von Hamburg (III)" auf dem Weg nach Helgoland. Dieses Foto zeigt den Zustand des Schiffes in den 60er-Jahren. Dies ist erkennbar an dem fehlenden Windfang im hinteren Drittel des Bootsdecks, den die "Wappen von Hamburg (III)" nicht von Anfang an besaß und der farbigen Zierleiste, die oberhalb des Schiffsnamens begann und bis zum Heck reichte.

Der Fahrplan blieb über die Jahre konstant, nur die Tide verursachte leichte Schwankungen in den Abfahrts- und Ankunftszeiten. Außerhalb der Helgoland-Saison (Mitte Oktober bis Mitte April) machte die "Wappen von Hamburg (III)" seit Anfang der 70er Jahre an den Hamburger Landungsbrücken fest und diente als Hotel- und Restaurantschiff.
 
 




 
















Fahrkarten für MS "Wappen von Hamburg (III)" aus den Jahren 1981 (links) und 2001. Es handelt sich jeweils um 2 Monate gültige Saisonrückfahrkarten. Bei der Fahrkarte links ist mit DM 74,- noch der Fahrpreis aus dem Vorjahr aufgedruckt. Der Stempelaufdruck "78,00" gibt den um DM 4,- erhöhten, für die Saison 1981 gültigen Preis an. Das Exemplar rechts wurde für eine Fahrt gelöst, die auf der Hinfahrt die Traditionsroute von Hamburg elbabwärts beinhaltet. Diese Fahrt wurde im Jahr 2001 nur an Samstagen im Juni, Juli und August angeboten. An anderen Tagen wurde nur die Route Cuxhaven - Helgoland u.z. bedient. Die Rückfahrt endet auch bei Traditionsfahrten immer in Cuxhaven. Somit erklärt sich auf der Fahrkarte der Aufdruck HH-H-C.

Ende der 70er Jahre druckte die HADAG in ihrem Prospekt Salon- und Kabinenpläne ab. Von einer Einrichtung als Kreuzfahrtschiff war nicht mehr die Rede, für den Helgoland-Einsatz war die Einteilung der Decks gegenüber der Anfangszeit in den 60er-Jahren fast unverändert geblieben. Auf dem Brücken- und Kommandobrückendeck befanden sich nach wie vor 2- und 3-Bett-Kabinen. Auf dem Bootsdeck war unverändert das Café mit 163 Sitzplätzen (+7) untergebracht, der Nichtrauchersalon hieß nun Clubraum (46 Sitzplätze, -2), und aus dem Aussichtssalon wurde die Bar (56 Sitzplätze, -3). Auf dem Promenadendeck lag weiterhin das Restaurant (197 Sitzplätze, +17), die Backbord-Veranda hieß jetzt Lounge (unverändert 56 Sitzplätze), aus der Steuerbord-Veranda wurde das Steakhouse (69 Sitzplätze, +13). Achtern lag mit 248 Sitzplätzen (-2) immer noch der Tanzsalon. Die größten Veränderungen gab es im vorderen Teil des Hauptdecks. Hier wurden alle Kabineneinrichtungen entfernt und durch eine Diskothek mit 180 Sitzplätzen ersetzt - man ging eben mit der Zeit!
Brücken- und Kommandobrückendeck waren nur für Kabinengäste freigegeben. Für die 6 Stunden Fahrzeit von Hamburg war der Kabinenzuschlag (Tageskabine 2 Personen für Hin- und Rückfahrt um DM 60.-) eine lohnende Investition. Man hatte wirklich den Eindruck, sich auf einer kleinen Kreuzfahrt zu befinden und konnte den Ausblick von den oberen Decks genießen, während es auf den unteren Decks teilweise recht voll war.


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Kabinen- und Salonplan für MS "Wappen von Hamburg (III)", HADAG-Katalog 1979.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


HADAG-Kabinenkarte aus dem Jahr 1981.
 
 

Wie oben bereits erwähnt konnte man - was das Fahrgastaufkommen im Helgolandverkehr betrifft - von den goldenen 60er-Jahren sprechen. Doch die Zeiten blieben nicht so rosig. In den 70er-Jahren stagnierten die Fahrgastzahlen und gingen Ende der 70er-Jahre sogar drastisch zurück. Im Fahrplan wurde dies bei der "Wappen von Hamburg (III)" zuerst im Jahr 1976 deutlich. Nachdem das Schiff zehn Jahre lang immer um 7:00 Uhr morgens in Hamburg abgelegt hatte, war dies nun erst um 8:00 Uhr der Fall. Man wollte so Helgoland-Gäste aus dem Hamburger Umland anlocken, die es bis zu einer Abfahrt um 7:00 Uhr nicht mehr geschafft hätten, rechtzeitig am Anleger zu sein. Der Fahrplan für DB-Anschlußzüge aus Itzehoe, Kiel, Lübeck, Büchen, Hannover und Rotenburg/W wurde gleich mitgeliefert. Es ist anzumerken, daß für viele dieser Orte günstigere Verbindungen existieren, um nach Helgoland zu reisen. Für die Bevölkerung im Großraum Itzehoe und Kiel beispielsweise liegt der Abfahrtshafen Büsum sehr viel günstiger. Ob also diese Maßnahme zu großen Fahrgastzuwächsen geführt hat, sei dahingestellt. Wahrscheinlich hat sie dem Stammpublikum aber nicht so gut gefallen, denn das Schiff traf nun erst gegen 14:00 Uhr auf Helgoland ein. Die Abfahrtszeit um 16:30 Uhr wurde nicht verändert. Zieht man die Dauer für Ein- und Ausbooten ab, kann man von einem durchschnittlichen Inselaufenthalt von ca. 2 Stunden ausgehen. Bei einer Fahrzeit von 12 Stunden ist dies zu kurz. Selbst in den 50er-Jahren war der Inselaufenthalt länger - nur die Schiffe waren zu diesem Zeitpunkt noch deutlich langsamer. So verwundert es nicht, daß bereits 1977 die Abfahrt wieder zeitlich nach vorne verlegt wurde - man wählte jetzt den Mittelweg um 7:30 Uhr, Ankunft in Helgoland gegen 13:30 Uhr. Die Abfahrt um 16:30 Uhr blieb unverändert. Die frühere Abfahrt wurde im Helgoland-Prospekt der HADAG als große Innovation verkauft: "1977 fährt MS "Wappen von Hamburg" um 7:30 Uhr ab St. Pauli-Landungsbrücken. Der Aufenthalt wird dadurch um eine halbe Stunde verlängert, und das Schiff ist immer noch günstig für Sie zu erreichen..."

Die "Wappen von Hamburg (III)" auf der Helgoländer Reede. Das Foto spiegelt den Zustand des Schiffes in den 70er Jahren wider. Ein Zierstreifen unterhalb des Promenadendecks ist nicht mehr vorhanden, dafür der Windfang im hinteren Drittel auf dem Bootsdeck. Noch trägt das Schiff den eleganten weißen Lack an den Schornsteinen sowie die kleinen Kabinenfenster auf den oberen beiden Decks. Dies sollte sich nach der Übernahme durch die Seetouristik bald ändern.

Anfang der 80er-Jahre wurde die finanzielle Lage der HADAG immer prekärer. In allen Geschäftsbereichen waren weiterhin deutliche Fahrgastrückgänge zu verzeichnen, insb. im HADAG-Stammgeschäft auf der Elbe und bei den Hafenfähren. Aber auch der Helgoland-Verkehr brachte jetzt rote Zahlen. Als Gründe sind sicherlich der zunehmende Individualverkehr, eine Veränderung bei den Reisegewohnheiten (mit dem Flieger mal eben nach Mallorca), alternative Freizeitmöglichkeiten und stark steigende Fahrpreise zu nennen. 1983 kostete eine Saisonrückfahrkarte von Hamburg nach Helgoland DM 105,- , 1976 waren es nur DM 55,- .
1981 stieg die HADAG mit dem Neubau MS "Astor" in das Kreuzfahrtgeschäft ein. Die "Astor" sollte zum Hoffnungsträger der HADAG werden, doch das Schiff fuhr millionenschwere Verluste ein und versetzte der HADAG damit den Gnadenstoß. Die Reederei mußte sich mit Ausnahme der Hafen- und Elbe-Dienste, die sie bis heute durchführt, aus allen anderen Geschäftsbereichen zurückziehen und ihre Seebäderschiffe zum Verkauf stellen.
So war der 3. Oktober 1982 einer der schwärzesten Tage in der Geschichte des Helgoländer Seebäderdienstes: Die "Wappen von Hamburg (III)" ging für die HADAG auf ihre letzte Reise von Hamburg nach Helgoland. Damit hatte eine über 100 Jahre alte Tradition ihr Ende gefunden. 1983 ließ sich ein Verkauf der "Wappen von Hamburg (III)" noch nicht realisieren, so daß sie in dieser Saison wenigstens noch von Cuxhaven aus für die HADAG den Roten Felsen ansteuerte (Abfahrt Cuxhaven 10:30 Uhr, an Helgoland ca. 12:30 Uhr, ab 16:30 Uhr, Cuxhaven an ca. 18:30 Uhr). Für Hamburger Fahrgäste hatte man nun die kombinierte Bahn/Schiffsreise im Angebot. Der HADAG-Katalog 1983 verrät: "Eine neue, preisgünstige Kombinationsfahrkarte ermöglicht auch 1983 einen erlebnisreichen Tagesausflug nach Helgoland ab Hamburg! Mit der Bahn fahren Sie vom Hamburger Hauptbahnhof oder den Zwischenstationen nach Cuxhaven. Ein Bus bringt Sie direkt vom Bahnhof zum Schiff, und die Hochseefahrt mit MS "Wappen von Hamburg" kann beginnen. Die Rückreise endet mit einer schnellen Bahnfahrt (ohne Stau auf der Straße) um 21:18 Uhr im Hamburger Hauptbahnhof." Für den maritimen Liebhaber war diese Alternative sicherlich nicht besonders attraktiv, zumal die Deutsche Bundesbahn für die Anschlußzüge - reguläre Nahverkehrszüge zwischen Hamburg und Cuxhaven - nicht gerade hochmodernes Wagenmaterial einsetzte.

1984 erfolgte dann der Verkauf der "Wappen von Hamburg (III)" an die Reederei Seetouristik KG in Flensburg, die das Schiff unter gleichem Namen weiterhin im Helgoland-Verkehr einsetzen wollte. Der offizielle Tag der Übernahme war der 1. März. Bevor die "Wappen von Hamburg (III)" 1984 für die Seetouristik in Einsatz kam, nahm die Reederei am Schiff zunächst umfangreichere Umbauten vor. Die Seetouristik hatte einen Einsatz von Hamburg aus nicht vorgesehen und plante, das Schiff wie die HADAG 1983 nur auf der Route Cuxhaven - Helgoland u.z. einzusetzen. Kabinen machten bei einer Fahrzeit von 2 Stunden pro Strecke wenig Sinn. Man beraubte der "Wappen von Hamburg (III)" deswegen aller Kabineneinrichtungen auf dem Brücken- und Kommandobrückendeck. Nur auf dem Zwischendeck blieben 8 Doppelkojen mit Dusche und WC erhalten, diese waren allerdings unkomfortabler als die Kabinen auf den oberen Decks und ohne Seeblick. Auf dem Kommandobrückendeck entstand der neue Fahrgastsalon "Kiek ut" mit 139 Sitzplätzen. Auf dem Brückendeck der Fahrgastsalon "Kiek in" mit 278 Sitzplätzen und zusätzlich neue öffentliche Toiletten. Die WCs auf dem Hauptdeck blieben bestehen. Das Café auf dem Bootsdeck hieß nun Salon "Columbus" (150 Plätze, -13 gegenüber den HADAG-Angaben 1979), der Clubraum erhielt den Namen "Neptun" (50 Sitzplätze, +4) und die Bar wurde nun als "Wappenbar" bezeichnet (50 Sitzplätze, -6).  Das Restaurant auf dem Promenadendeck erhielt den Namen "Nautic" (179 Sitzplätze, -18 durch den Einbau eines Buffet-Tisches), der Tanzsalon den Namen "Admiral" (300 Sitzplätze, +52, woher diese Plätze kommen ist fraglich, da Raumverteilung völlig unverändert), die Lounge hieß ab sofort Café "Passat" (65 Sitzplätze, +9) und aus dem Steakhouse wurde die "Helgoland-Bar" (75 Sitzplätze, +6). Die Discothek auf dem Hauptdeck bekam den Namen "Yellow Submarine" (200 Sitzplätze, +20).
 

Einrichtung des Kommando- brückendecks (oben) und des Brückendecks von MS "Wappen von Hamburg (III)" nach dem Umbau durch die Reederei Seetouristik im Jahr 1984 (Quelle: Beilage zur Broschüre "Zwischen Eiergrog und Langer Anna" des Gastro-Service GmbH Schlosser & Reihs, Cuxhaven).

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Auszug aus der Speisen- und Getränkekarte (Jahr 2000) von MS "Wappen von Hamburg (III)". Oben ist die Salonanordnung abgedruckt (Hrsg.: Gastro Helgoland, Schiffsgastronomie GmbH, Helgoland).


 
 

Durch den Einbau von größeren Scheiben (Salon statt Kabinen) auf dem Brücken- und Kommandobrückendeck veränderte sich das Aussehen des Schiffes. Persönlich haben mir die kleineren Scheiben im oberen Bereich besser gefallen. Die beiden hinteren, weißen Schornsteine erhielten die Farbe gelb-beige mit dem blauen "S"-Reederei-Logo. Optisch attraktiver wurde das Schiff dadurch nicht. Besser hätte man die hinteren Schornsteine weiß gelassen und das "S" auf dem vorderen angebracht. Ferner wurden auf dem hinteren Teil des Bootsdecks im Bereich der Bootsdeck-Schenke einige Bänke entfernt und eine Überdachung mit Stehtischen eingebaut. Auch dadurch hat das Schiff stilistisch nicht gewonnen. Es bleibt festzuhalten, daß die Reederei durch den Einbau zusätzlicher Salons sowie den Ausbau der Kabinen das Schiff für den Kurzstreckeneinsatz zwischen Cuxhaven und Helgoland vorbereitete. Ein Einsatz bis nach Hamburg war offenbar auch in Zukunft nicht mehr geplant.
Nicht geändert wurde der Heimat-Hafen, dieser lautete weiterhin Hamburg.

In der Saison 1984 übernahm die Seetouristik den HADAG-Fahrplan unverändert (Abfahrt Cuxhaven 10:30 Uhr, Abfahrt Helgoland 16:30 Uhr bei jeweils 2 Stunden Fahrzeit). Für Hamburger Fahrgäste wurde weiterhin das DB-Kombi-Ticket angeboten. Im HADAG-Prospekt fand man in diesem Jahr folgenden Hinweis: "Helgolandverkehr ab Cuxhaven - Bitte fordern Sie den Fahrplan '84 direkt bei der KG Seetouristik GmbH + Co. ... an."

Das Jahr 1985 brachte dann eine interessante Fahrplanänderung, denn die "Wappen von Hamburg (III)" bediente zeitweise zusätzlich den Abschnitt Brunsbüttel - Cuxhaven u.z. und stellte damit eine direkte Verbindung zwischen Brunsbüttel und Helgoland her. Im Mai, Juni und September wurde diese Strecke an Sonntagen (außer 29.5.) bedient, im Juli und August jeden Dienstag und Sonntag. Das Schiff legte um 8:30 Uhr in Brunsbüttel (Elbehafen) ab und erreichte Cuxhaven eine 1 Stunde und 15 Minuten später. In Gegenrichtung wurde in Cuxhaven um 19:10 abgelegt, die Ankunft in Brunsbüttel war um 20:30 Uhr. Der Fahrplan zwischen Cuxhaven und Helgoland blieb unverändert. Es war auch möglich, das Schiff nur für eine Elbüberfahrt zwischen Brunsbüttel und Cuxhaven oder Gegenrichtung zu nutzen. Von mehreren Städten in Schleswig-Holstein und auch von Hamburg wurden Zubringerdienste mit Bussen angeboten. Die Fahrkarte von Hamburg war - abhängig von der Saison - entweder gleich teuer wie das DB-Kombi-Ticket über Cuxhaven oder sogar billiger.
Die jahrelang beibehaltene Abfahrtszeit um 16:30 Uhr wurde am 8. August auf 16:20 Uhr vorverlegt (letztes Boot ab Brücke), um den Übergang in Cuxhaven auf den Anschlußzug der DB nach Hamburg zeitlich großzügiger zu gestalten. Bei dieser Abfahrtszeit ist es bis heute geblieben.

Die Route Brunsbüttel - Cuxhaven fand man nur ein Jahr in den Seetouristik-Fahrplänen, 1986 suchte man sie schon wieder vergeblich. Dies läßt vermuten, daß die Verbindung nicht den erhofften Erfolg gebracht hat. Dafür brachte der 86-Fahrplan aber andere frohe Kunde: Die "Wappen von Hamburg (III)" steuerte im Zuge einiger Sonderfahrten wieder ihren Heimathafen an und legte einige Male an den St. Pauli-Landungsbrücken (Brücke 9) ab. Es handelte sich um den 1. und 27. Mai, den 10. und 24. Juni, den 8. und 22. Juli, den 7. und 21. August sowie den 6. September. Die Abfahrt erfolgte um 7:00 Uhr, ab Cuxhaven lief dann Schiff dann im täglichen Cuxhaven-Fahrplan. Die Rückfahrt von Helgoland endete jedoch bereits in Cuxhaven, die Elbstrecke wurde nicht mehr bedient. Mit einem Sonderzug ging es um 19:00 Uhr ab Steubenhöft zurück zum Hamburger Hauptbahnhof.
Auch wenn das frühere Fahrplanvolumen von Hamburg aus nicht annähernd erreicht wurde, so gab es nun immerhin an bestimmten Tagen wenigstens morgens wieder die Möglichkeit, direkt von Hamburg nach Helgoland zu reisen. In Hamburg erfolgte die Abfahrt an den St.-Pauli-Landungsbrücken jetzt nicht mehr - wie noch zu HADAG-Zeiten - von Brücke 9, sondern von Brücke 6/7.

In den folgenden Jahren wurde der Fahrplan annähernd identisch übernommen. Zu den täglichen Cuxhaven-
Fahrten zwischen dem 1. Mai und dem 30. September kamen einige Sonderfahrten ab Hamburg. 1987 war dies an den Tagen 1. und 16. Mai, 14. Juni, 1., 15. und 29. Juli, 12. und 26. August sowie 12. und 26. September der Fall. 1988 legte man die Hamburg-Fahrten auf den 7. und 21. Mai, 4. und 18. Juni sowie den 2. Juli (jeweils Samstag), den 19. Juli, 2., 16. und 30. August (jeweils Dienstag) und den 17. September (Samstag). 1989 wurden sie an folgenden Terminen durchgeführt: 6. und 27. Mai, 10. und 24. Juni (jeweils Samstag), 7., 14., 21. und 28. Juli, 4., 11., 18. und 25. August (jeweils Freitag) sowie 2. und 16. September (jeweils Samstag).

1990 bedeutete für Helgoland ein besonderes Jahr: Die Insel feierte ihre 100-jährige Zugehörigkeit zu Deutschland, nachdem sie 1890 als britische Kronkolonie am 10. August  im Tausch gegen Kolonialrechte im ehemaligen Deutsch-Ostafrika dem Deutschen Reich übergeben wurde. Durch die das ganze Jahr über andauernden Feierlichkeiten, insb. in den Monaten Juni, Juli und August, war ein deutlicher Fahrgastanstieg zu verzeichnen. Dazu trug auch noch bei, daß nach der politischen Wende in der DDR zahlreiche Bewohner aus den Neuen Bundesländern ihre neue Reisefreiheit nutzten und der Insel einen Besuch abstatteten.
Während der Cuxhaven-Fahrplan auch im Jubiläumsjahr weiterhin Bestand hatte, wurden die Hamburg-Verbindungen noch einmal ausgeweitet: Von den St.-Pauli-Landungsbrücken konnte man jetzt jeden Freitag von Mai bis September zur Insel aufbrechen. Die Rücktour endete aber unverändert in Cuxhaven mit Sonderzug nach Hamburg. Links ist der Fahrplan für die Jubiläumssaison 1990 abgebildet.
Am 10. August, dem eigentlichen Festtag "Helgoland - 100 Jahre deutsch", absolvierten einige Seebäderschiffe eine Sonderfahrt zu den abendlichen Feierlichkeiten, so auch die "Wappen von Hamburg (III)". An diesem Tag brach das Schiff nach der Ankunft in Cuxhaven von dort sofort wieder zum Roten Felsen auf. Nach dem Höhenfeuerwerk um 23:30 Uhr machte sich das Schiff dann wieder erneut auf den Rückweg und erreichte Cuxhaven spät in der Nacht.

Am 20. August 1990, also nur 10 Tage nach der großen Feier, fegte der schlimmste Orkan über die Insel hinweg, den ich dort in 27 Jahren Sommerurlaub erlebt habe. Am Morgen des 20. August schien die Lage noch nicht so ernst zu sein, so daß mehrere Schiffe die Insel anliefen und auch ausgebootet wurden. Am Nachmittag verschlechterte sich das Wetter jedoch dramatisch und das Einbooten der Fahrgäste wurde zu einem echten Kraftakt, der sich über Stunden hinzog.
Die "Wappen von Hamburg (III)" vollzog selbst im Schutz der Insel enorme Bewegungen um die Längsachse, so daß sich die Einbootungspforten auf dem Hauptdeck z.T. mehrere Meter über den neben dem Schiff liegenden Börtebooten befanden (Foto). Statt der geplanten Abfahrt um 16:20 Uhr erfolgte diese somit erst mit großer Verspätung gegen 18:00 Uhr. Nach dem Einbooten war allerdings für die Fahrgäste das Gröbste überstanden, denn die "Wappen von Hamburg (III)" legte, entgegen auf der Insel zunächst anders lautenden Gerüchten, die Fahrt zum Festland mit Rückenwind in nur zwei Stunden zurück und war bereits wieder um 20:00 Uhr in Cuxhaven fest. Trotz der meterhohen Wellen verhielt sich das Schiff seegangstechnisch sehr gut, so daß sich viele der immerhin 800 Fahrgäste an Bord vermutlich noch lange im positiven Sinne an diese bemerkenswerte Reise zurückerinnern werden. Andere Schiffe, wie z.B. die "Wilhelmshaven", hatten auf der Rückfahrt deutlich mehr zu kämpfen und stellten wesentlich höhere Anforderungen an die Seefestigkeit der Fahrgäste. Allerdings wurde auch die Fahrt der "Wappen von Hamburg (III)" am folgenden Tag abgesagt (absolut selten), was vermuten läßt, daß doch die einen oder anderen Reinigungsarbeiten durchgeführt werden mußten.

1991 experimentierte die Reederei erneut mit den Hamburg-Sonderfahrten: Sie wurden im Mai, Juni und September jetzt Samstags angeboten, im Juli und August unverändert an Freitagen. Damit schien die Reederei die optimalen Wochentage für die Traditionsfahrten herausgefunden zu haben, denn bis 1997 einschließlich wurde der Fahrplan ohne jede Änderung beibehalten. Für die tägliche Verbindung Cuxhaven - Helgoland galt dies ohnehin.

1997 muß als ein richtungweisendes Jahr im Helgoland-Verkehr angesehen werden: Der CAT war da! Über eine Katamaran-Verbindung zwischen Hamburg und Helgoland wurde ab Mitte der 90er Jahre immer wieder gemunkelt. Es war jedoch nicht - wie eigentlich erwartet - die Seetouristik, die die erste Katamaran-Verbindung realisierte, sondern die Reederei Speedways mit ihrem aus Norwegen gecharterten Katamaran "Vargøy". Im selben Jahr konnte die Seetouristik eine Katamaran-Verbindung nach Helgoland noch nicht anbieten. Da die Reederei seit Sommer aber Anteilseigner an der "elbe-city-jet" Schnellfähren GmbH wurde, die die Katamaran-Verbindung auf der Elbe zwischen Hamburg und Stade betrieb, konnte folgende Verbindung ab Mitte Juli neu angeboten werden: Der Elbe-City-Jet von Hamburg nach Stade u.z. wurde zweimal am Tag um die Strecke Stade - Cuxhaven u.z. verlängert und stellte damit den direkten Hamburg-Anschluß in Cuxhaven an die "Wappen von Hamburg (III)" her. Bis Ende August wurde dieser Anschluß täglich außer freitags geboten (um den Traditionsfahrten keine Konkurrenz zu machen), im September täglich außer montags (traditionell der Wochentag mit der durchschnittlich schwächsten Auslastung aller Helgolandschiffe). Der zwischen Hamburg und Cuxhaven eingesetzte Katamaran "Hansestar" brachte es auf 35 kn und konnte damit die Elbstrecke in gut zwei Stunden zurücklegen. Damit war er eine echte Alternative zur wenig attraktiven Bahnfahrt zwischen Hamburg und Cuxhaven. 322 Passagiere fanden auf dem Katamaran Platz.

1998 bekam die "Wappen von Hamburg (III)" dann Konkurrenz im eigenen Haus, denn auch die Seetouristik setzte nun zwischen Cuxhaven und Helgoland einen Katamaran ein...
 
 
 
 


 
 
 
 
 
 
 
 

Hafen Lübeck: Die "Wappen von Hamburg (III)" in ihrem Winterlager (Februar 2001).
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Aktuelle Informationen zur "Wappen von Hamburg (III)" und zum Helgoland-Fahrplan 2002 finden Sie auf den Seiten der Förde-Reederei Seetouristik (FRS).

... wird fortgesetzt ! 



 


 © 2002 - 2007    Alexander David

    Letzte Aktualisierung: 09.12.2007