(Fahrplandaten der Reedereien ohne Gewähr)
27. Dezember 2012 - Sonderfahrten zum Jahreswechsel
Zusätzlich zu den bereits auf dieser Homepage veröffentlichten Fahrten bietet die Reederei Cassen Eils auf der Route Cuxhaven-Helgoland auch dieses Mal wieder zum bevorstehenden Jahreswechsel Sonderfahrten mit M/S Funny Girl an:
1. Januar 2013: 18:30 Uhr ab Cuxhaven
und
2. Januar 2013: 08:00 Uhr ab Helgoland
Die planmäßige Fahrt am 2. Januar 2013 um 16:00 Uhr ab Helgoland ist ausgebucht.
Zudem hat die Reederei Eils folgende Information veröffentlicht:
Aufgrund entsprechender Wettervorhersagen werden alle Reisenden mit einer Hinfahrt nach Helgoland am 31.12.2012 gebeten, die Anreise auf den 30.12.2012 vorzuverlegen.
Für den 30.12.2012 ergeben sich folgenden Fahrzeiten:
Cuxhaven ab 10:30 Uhr (unverändert)
Helgoland ab 14:00 Uhr (vorgezogen von 16:00 Uhr)
Am Silvestermorgen wurde die Fahrt für den 31.12.2012 um 10:30 Uhr ab Cuxhaven offiziell abgesagt. Damit die Fahrt am 01.01.2013 um 16:00 Uhr ab Helgoland planmäßig stattfinden kann, wird an Neujahr eine zusätzliche Fahrt um 12:00 Uhr ab Cuxhaven ins Programm genommen. Die "Funny Girl" verweilt damit zum Jahreswechsel nicht wie üblich auf der Insel, sondern an der Alten Liebe in Cuxhaven.
Saisonrückblick 2012 - Weniger Ausfälle, mehr Gäste
Die außerordentlich hohe Zahl an Fahrtabsagen aus dem Jahr 2011 fand in dieser Saison glücklicherweise keine Fortsetzung. Einerseits waren stürmische Wetterlagen wie im Vorjahr deutlich seltener zu verzeichnen, auf der anderen Seite konnte auch die Anzahl der technisch bedingten Fahrtausfälle bei unveränderter Flotte reduziert werden. Ein Anstieg der Fahrgastzahlen gegenüber dem Vorjahr sollte die logische Folge sein. Diesen gab es dann auch, mit etwa 3,5% angesichts der vergleichsweise seltenen Fahrtausfälle allerdings in einem nicht allzu hohen Rahmen. Die Besucherzahl für das Jahr 2011 lag bei ca. 308.000, demnach wird sich der Wert für dieses Jahr bei rund 320.000 Reisenden einpendeln.
Soweit zunächst der Überblick über die Fahrgastzahlen im allgemeinen. Detailliertere Statistiken, die auch einzelne Monate und Wochentage berücksichtigen, hat mir wie auch in den vergangenen Jahren wieder Dennis Schmidt zur Verfügung gestellt:
Die Abbildung links zeigt die durchschnittliche Besucherzahl für die Monate Mai bis September 2012, d.h. im Mai kamen durchschnittlich 1.177 Gäste pro Tag auf die Insel, im Juni 1.296 Besucher usw. Der Saison-Höchstwert wurde am 18. August mit 3.303 Besuchern erreicht. Der Vorjahreswert von 3.987 Besuchern wurde somit deutlich verfehlt.
Links der Besucherverlauf der vergangenen fünf Jahre im Vergleich. Während die Monate Mai, Juli und September für das Jahr 2012 nicht wesentlich vom langjährigen Mittel abweichen, liefern die Monate Juni und August Extremwerte: Der August war mit durchschnittlich 2.346 Besuchern pro Tag der beste der letzten fünf Jahre, der Juni gab mit 1.296 Besuchern weniger Anlaß zur Freude und reihte sich am Ende der Fünfjahresstatistik ein. Bei den Werten für 2008 ist zu berücksichtigen, daß in jenem Jahr die Katamarangäste noch nicht enthalten waren.
Immer wieder verblüffend ist die Auswertung der Besucherzahlen nach Wochentagen. Läßt man den Mittwoch für das Jahr 2009 aus Ausreißer durchgehen, gleichen sich Kurven für die letzten Jahre in frappierender Weise. Intensivere Betrachtung hat der Montagswert für das Jahr 2012 verdient, der rund 150 Besucher höher liegt als in den vergangenen Jahren. Ob hier vielleicht die neu angesetzte spätere Rückfahrt der "Atlantis" verbunden mit dem längeren Inselaufenthalt zusätzlich Fahrgäste angesprochen hat?
Im Jahr 2008 liegen die Absolutwerte niedriger, da die Besucherzahlen noch nicht die Katamaran-Gäste enthalten.
In der abgelaufenen Saison steuerten die Insel unverändert zu 2011 sechs Schiffe von sieben Häfen auf dem Festland an (fünf konventionelle Seebäderschiffe von und nach Cuxhaven, Büsum, Bremerhaven und Wilhelmshaven sowie sporadisch Hooksiel und die Schnellverbindung mit Katamaran von und nach Hamburg, Wedel und Cuxhaven). Ein Experiment wagte FRS Helgoline, indem grundsätzlich Montags die Abfahrt der "Atlantis" auf Helgoland von 16:10 auf 17:10 Uhr verlegt und der Inselaufenthalt so um eine Stunde verlängert wurde. Damit wurde erstmals in den seit Jahrzehnten für jeden Wochentag einheitlichen Fahrplan auf der mit einem Seebäderschiff bedienten Cuxhaven-Verbindung eingegriffen. Auch dem "Halunder Jet" wurde an ausgesuchten Tagen ein um eine Stunde verlängerter Inselaufenthalt spendiert. Dieser stand in Verbindung mit den vier neu ins Programm genommenen Ausflugsfahrten zum Offshore-Windpark "Alpha Ventus", von denen allerdings aufgrund schlechter Witterung und Bombenfunden im Helgoländer Südhafen nur eine planmäßig durchgeführt werden konnte. Für das Jahr 2012 in Erinnerung bleiben wird sicherlich auch die spektakuläre Sonderfahrt des HSC Dolphin Jet am 11. Mai. Hinzu kam eine Sonderfahrt der "Fair Lady" von Brake über Bremerhaven am 25. August. Neue Impulse kamen durch das Kreuzfahrtgeschäft. Hier ist vorrangig die "MSC Lirica" zu nennen, die allein elf Mal den Roten Felsen ansteuerte, wenn auch witterungsbedingt nicht bei jeder Fahrt ein Übersetzen der Passagiere möglich war.
Die hohe Ausfallquote im Schiffverkehr zur Insel Helgoland hatte insbesondere im letzten Jahr die Gemüter erhitzt. Wie bereits weiter oben angedeutet, hat sich die Lage in diesem Jahr entspannt, wenngleich auch diese Saison nicht frei von Fahrtabsagen war. Im Zeitraum des Börte-Betriebs (Mitte April bis Mitte Oktober) fielen im letzten Jahr 141 Fahrten aus, in diesen Jahr waren es mit 73 Fahrten nur etwa die Hälfte. Die Zahl der Komplettausfälle (Tage ohne Schiffsanbindung) sank in diesem Zeitraum deutlich von 15 auf 4.
Nebenstehende Graphik zeigt die Anzahl der Ausfalltage aller Seebäderschiffe und des Katamarans im Vergleich für die letzten fünf Jahre (für die "Fair Lady" nur für die letzten zwei Jahre aufgrund der Rückkehr in die Helgoland-Flotte im Jahr 2011). Für M/S Atlantis, M/S Helgoland und HSC Halunder Jet ergibt sich in diesem Jahr die niedrigste Ausfallquote seit Einführung der Statistik. Die zweistelligen Werte vor dem Komma bei M/S Lady von Büsum und M/S Fair Lady resultieren auch aus technisch bedingten Ausfällen. Bei der "Fair Lady" macht sich insbesondere das vorgezogene Saisonende in der Statistik bemerkbar. So mußte die letzte Fahrt statt am 30. September bereits am 16. September stattfinden. Fahrten mit abweichendem Fahrplan (z.B. wetterbedingter früherer Abfahrt auf Helgoland) wurden bei allen Schiffen als normale Fahrt gewertet und gehen in die Ausfallstatistik nicht ein, d.h. nur komplett abgesagte Fahrten oder solche, bei denen die Reise auf dem Hinweg abgebrochen wurde, werden gezählt.
Diese Darstellung zeigt die Verteilung der Fahrtabsagen auf die Monate Mai bis September. Im Jahr 2010 fielen etwa 50% aller Ausfälle auf die Monate Juli und August, im Jahr 2011 waren es in diesen beiden touristisch wichtigsten Monaten sogar fast 60%. In diesem Jahr waren es im genannten Zeitraum nur exakt 25%, also im Vergleich zu den letzten beiden Jahren ein deutlich besserer Wert. Fast 50% aller Ausfälle fielen in der zurückliegenden Saison auf den Monat September. Hauptgrund für diesen vergleichsweise hohen Wert ist das vorgezogene Saisonende der "Fair Lady" auf der Bremerhaven-Route.
Die prozentuale Gesamtauslastung aller Schiffe getrennt nach Monaten ist nebenstehender Graphik zu entnehmen. Sie ergibt sich aus dem Verhältnis der tatsächlich angereisten Gäste zur Gesamtkapazität addiert über alle Schiffe. Zwar legte die Besucherzahl im Vergleich zum Vorjahr um ca. 3,5% zu, es fielen aber deutlich weniger Fahrten aus, so daß die durchschnittliche Auslastung der Schiffe bei gleicher Kapazität im Vergleich zum Vorjahr zurückging. Zwar gibt es im Juni einen Tag mit einer Auslastung von über 80%, insgesamt schneidet der Juni mit 33,8% insb. im Vergleich zu 2011 aber eher bescheiden ab. Im August des letzten Jahres konnten sogar Tage mit fast 90% Auslastung beobachtet werden. Davon ist man in diesem Jahr ein gutes Stück entfernt, über den gesamten Monat gesehen ergibt sich jedoch mit 55,3% ein vergleichsweise guter Wert, der den Spitzenwert aus dem Jahr 2011 überbietet (53,5%, ebenfalls August). Trotz der Umstellung auf kleinere Schiffe in den letzten Jahren war die vorgehaltene Kapazität somit offenbar auch in diesem Jahr wieder mehr als ausreichend.
In Fortsetzung der Statistik vom letzten Jahr sind in nachfolgender Tabelle die Fahrgastzahlen (ca.) ab Hamburg, Wedel, Cuxhaven und Bremerhaven zusammengefaßt. Die Zahlen beziehen sich für den "Halunder Jet" auf die gesamte Saison zwischen April und Oktober, für die Seebäderschiffe auf den Zeitraum Mai bis einschließlich September.
Abfahrtshafen / Küstenregion | Fahrgäste 2006 | Fahrgäste 2007 | Fahrgäste 2008 | Fahrgäste 2009 | Fahrgäste 2010 | Fahrgäste 2011 | Fahrgäste 2012 |
Hamburg / Wedel / Cuxhaven (Cat) | 79.500 | 80.000 | 81.000 | 82.000 | 84.600 | 83.000 | 85.000 |
Cuxhaven (Seebäderschiff) | 96.000 | 73.000 | 86.900 | 80.000 | 79.700 | 62.200 | 61.000 |
Bremerhaven (Seebäderschiff) | 50.000 | 32.000 | 0 | 0 | 0 | 25.000 | k.A. |
Gesamt Cuxhvn. / Brhvn. (Seebäderschiff) | 146.000 | 105.000 | 86.900 | 80.000 | 79.700 | 87.200 | 61.000 + x |
Betrachtet man die Fahrgastzahlen für den "Halunder Jet" für die letzten sieben Jahre, ist festzustellen, daß der Katamaran mit 85.000 Reisenden mehr Fahrgäste transportierte, als in den sechs vorangehenden Jahren. Gegenüber dem Vorjahr ergab sich ein Zuwachs von rund 2.000 Passagieren. Erneut einen leichten Fahrgastrückgang mußte die mit dem Seebäderschiff "Atlantis" betriebene Cuxhaven-Verbindung hinnehmen, der mit 1.200 Gästen aber unter dem Zuwachs beim "Halunder Jet" liegt. Damit konnte FRS Helgoline mit rund 146.000 transportieren Gästen das Ergebnis gegenüber dem Vorjahr leicht steigern. Die Reederei Cassen Eils zeigt sich hingegen bedeckter und hat für die im letzten Jahr reaktivierte Bremerhaven-Verbindung für das Jahr 2012 keine offiziellen Zahlen herausgegeben (zumindest keine, die mir zugänglich sind). Da der Saisonstart der "Fair Lady" rund vier Wochen eher als im letzten Jahr erfolgte, ist davon auszugehen, daß der Wert von rund 25.000 aus der vergangenen Saison überboten werden konnte. Vielleicht ist hier auch ein Grund für den Fahrgastrückgang auf der Cuxhaven-Verbindung zu suchen.
Weiterhin aufschlußreich ist die Veröffentlichung der Besucherzahlen für die Monate April bis September 2012 getrennt nach Seebäderschiffen und Katamaran. Diese Daten wurden der Zeitschrift "Der Helgoländer", Ausgabe November 2012 (Nr. 581) entnommen:
Schiffstyp | Fahrgäste April | Fahrgäste Mai | Fahrgäste Juni | Fahrgäste Juli | Fahrgäste August | Fahrgäste September |
Seebäderschiffe gesamt | 14.001 | 22.286 | 25.581 | 43.195 | 62.225 | 25.304 |
Katamaran | 8.130 | 12.892 | 13.349 | 14.358 | 16.643 | 12.303 |
Naturgemäß erfahren die Seebäderschiffe und auch der Katamaran in den Monaten Juli und August den größten Fahrgastzuspruch. Über die Monate Mai bis September ist die Auslastung des Katamarans aber erstaunlich stabil. Der überhaupt maximal mögliche Wert des "Halunder Jet" in einem Monat mit 31 Tagen beträgt 17.949 Fahrgäste unter der Voraussetzung, daß das Schiff jeden Tag ausgebucht ist und jede Fahrt durchgeführt wird (zusätzliche Mittagstouren nicht berücksichtigt). Somit lag die Auslastung des "Halunder Jet" im August bei fast 93% und selbst im Mai noch bei fast 75%. Diese Werte können die Seebäderschiffe momentan nicht erreichen. Im Juli und August ergeben sich deutliche Spitzen, die anderen Monate fallen dagegen deutlich ab. Während der Katamaran also die gesamte Saison über mit relativ gleichmäßig höher Auslastung verkehrt, ist die Auslastung der Seebäderschiffe stärkeren Schwankungen unterworfen.
Nach dem zwischenzeitlichen Boom der Schnellverbindungen um die Jahrtausendwende ist als einzige die Katamaran-Verbindung von Hamburg, Wedel und Cuxhaven übrig geblieben. Diese mit dem "Halunder Jet" betriebene Verbindung erfährt allerdings unverändert großen Zuspruch.
Saisonfazit:
Nach einem Einbruch der Bucherzahlen für Tagesgäste ab Mitte des letzten Jahrzehnts ist es im dritten Jahr in Folge gelungen, die Zahl der jährlich beförderten Passagiere wieder zu steigern, obwohl sich der Sommer nicht immer von seiner sonnigsten Seite zeigte. Die verstärkten Bemühungen, insb. Tagesgästen Helgoland auch fernab des Duty-Free-Shoppings als attraktives Reiseziel schmackhaft zu machen (Inselführungen, Dünenführungen mit Robbenbeobachtung, etc.), wirken sich offenbar positiv aus. Die Zahl der wetterbedingten Fahrtabsagen lag deutlich unter dem Vorjahreswert. Diese Tatsache war dem gnädigeren Wetter geschuldet, Umstellungen in der Flotte auf andere Tonnage gab es nicht.
Ausblick auf das Jahr 2013:
Größtenteils bleibt alles beim alten. Von Hamburg, Wedel und Cuxhaven kommen unverändert der Katamaran "Halunder Jet" und die gecharterte "Atlantis" zum Einsatz. Der "Halunder Jet" startet am 23. März in die Saison, FRS Helgoline übernimmt die Cuxhaven-Verbindung mit der "Atlantis" von Cassen Eils wie immer zum 1. Mai. Die "Lady von Büsum" nimmt ab Büsum ebenfalls zum 23. März den Betrieb auf. Ab Büsum fährt auch wieder Cassen Eils mit der "Funny Girl", die am 26. April in das Geschehen eingreift. Am 1. Mai sticht dann M/S Fair Lady von Bremerhaven aus in See. Erster Betriebstag auf der Wilhelmshaven-Linie mit M/S Helgoland wird der 21. Juni sein. Auch ab Hooksiel wird es wieder fünf Sondertermine geben. Insgesamt weichen die Einsatzzeiträume aller Schiffe nur unwesentlich oder gar nicht vom Vorjahr ab. Der Trend von FRS Helgoline, Fahrten mit längerem Inselaufenthalt anzubieten, wird sich im kommenden Jahr verstärken. So wird die "Atlantis" nicht nur Montags, sondern zukünftig auch Mittwochs die Heimreise erst eine Stunde später antreten. Auch beim "Halunder Jet" werden die längeren Aufenthalte ausgeweitet. Waren es im Jahr 2012 noch vier ausgesuchte Termine, wird in der kommenden Saison regelmäßig am ersten und dritten Donnerstag in den Monaten April, Mai, Juni, September und Oktober die Rückfahrt um eine Stunde nach hinten verlegt. Somit ergeben sich insgesamt zehn Termine. Auch die Kreuzfahrt-Branche hat Helgoland weiterhin im Visier. 15 Anläufe von Kreuzfahrtschiffen gelten als gesichert.
Ausblick auf das Jahr 2014:
Das Jahr 2014 scheint noch weit entfernt zu sein und dennoch lohnt es sich, bereits jetzt einen Blick über das Jahr 2013 hinaus zu werfen. Grund ist die europaweite Ausschreibung der ganzjährigen Verkehrsverbindung der Gemeinde Helgoland ab dem Jahr 2014 unter der Voraussetzung, daß ein neues hochseetaugliches Schiff zum Einsatz kommt, das zudem über zeitgemäßen Fahrgastkomfort verfügt. Die Abgabefrist für diese Ausschreibung ist Mitte Dezember 2012 ausgelaufen. Ein neues Schiff könnte also schon bald frischen Wind in die derzeit nicht immer sturmresistente Anbindungsfrage bringen. Die Gemeinde, die das Vorhaben mit bis zu vier Millionen Euro unterstützen will, stellt sich als Betreiber einen Reeder vor, der nach Möglichkeit die Nordsee und die Insel Helgoland kennen soll. Unweigerlich kommt einem natürlich der Reeder in den Sinn, der aktuell die ganzjährige Verbindung zum Roten Felsen betreibt. Dies ist die Reederei Cassen Eils. Keine andere Reederei hatte sich in den vergangenen Jahrzehnten an den Winterverkehr herangewagt. Als Marktführer im Helgolandverkehr kann man sich auch die Reederei FRS Helgoline als möglichen Kandidaten vorstellen. Helgoline hat sich zwar bisher nicht im Winterbetrieb engagiert, mit dem "Halunder Jet" allerdings den letzten Neubau im Helgoland-Verkehr in Betrieb genommen. Naturgemäß können bei einer internationalen Ausschreibung noch völlig andere Unternehmen im Rennen sein, und die Gedankenspiele lassen sich beliebig ausdehnen. Immer wieder geistert z.B. in letzter Zeit der Name eines weiteren möglichen Kandidaten durch den Äther. Es handelt sich um die in Brunsbüttel ansässige Schramm Group, einem Verbund aus mehreren Einzelunternehmen, die u.a. Dienstleistungen im Bereich Schleppschiffahrt, Häfen und Logistik, Schiffbau, Offshore sowie im Maklergeschäft anbieten. Durch die Auswahl des Roten Felsens als Basis für die Errichtung und Wartung der geplanten neuen Offshore-Windparks nördlich von Helgoland ergeben sich für die Schramm Group bereits jetzt neue Betätigungsfelder auf Deutschlands Hochseeinsel. Helgolands ehemaliger Bürgermeister Frank Botter nimmt seit dem letzten Jahr die Interessen der Schramm Group auf der Insel Helgoland wahr. Daß die Schramm Group bereits auf anderen Inseln die Fühler ausstreckt, wurde im August 2012 deutlich. Gemeinsam mit der Becker Marine Systems aus Hamburg möchte man als "Watten Fährlinien GmbH" die Monopolstellung der Wyker Dampfschiffs-Reederei auf der Fährlinie Dagebüll-Föhr-Amrum mit neuen umweltfreundlichen "wattenmeeroptimierten" Fähren angreifen. Die Spannung steigt jedenfalls, denn bereits bis Ende Februar 2013 wird die Gemeinde Helgoland die Vergabeentscheidung treffen. Wie die Lösung auch aussehen mag - der Fahrgast kann sich offenbar auf die Zukunft freuen. Bürgermeister Jörg Singer, Tourismusdirektor Klaus Furtmeier und Bürgervorsteher Peter Botter (Bruder des früheren Bürgermeisters Frank Botter) haben mehrere interessierte Bieter im Köcher und versprechen in der aktuellen Dezember-Ausgabe des Helgoländers (Nr. 582): "Wir haben Super-Angebote für Reiseerlebnisse der nächsten Generation."
Nachtrag vom 18. Februar 2013:
Gemäß Februar-Ausgabe des Helgoländers wird die Vergabeentscheidung über die Zukunft der ganzjährigen Verkehrsanbindung durch die Gemeinde Helgoland entgegen früherer Ankündigungen nicht mehr im Februar 2013 erfolgen. Man geht nun von einer Entscheidung im März 2013 aus.
Zwei runde Geburtstage waren in der zurückliegenden Saison zu feiern: Zunächst das 60-jährige Bestehen der Dampferbörte nach der Wiederfreigabe der Insel, zudem das ebenfalls 60-jährige Bestehen der Reederei Cassen Eils. Der diesjährige Saisonrückblick schließt mit einem Foto des Eils-Flaggschiffes "Atlantis", hier Helgoland-Reede auslaufend am 26. Juli 2012.
3. Dezember 2012 - Mein Schiff - Meine Insel
Bereits mehrfach wurde auf dieser Seite auf den in letzter Zeit boomenden Kreuzfahrtverkehr eingegangen, der auch der Insel Helgoland schon den einen oder anderen außergewöhnlichen Schiffsbesuch bescherte. Im Blickpunkt standen dabei bisher die "MSC Lirica", "Europa" und "Deutschland" sowie die Schiffe von Phoenix-Reisen. Aber auch die "Mein Schiff" von TUI Cruises (inzwischen umbenannt in "Mein Schiff 1") stattete der Insel schon einen Besuch ab, und zwar einen ganz besonderen. Die erste Fahrt nach der Übernahme und dem Umbau durch TUI Cruises führte "Mein Schiff" am 9. Mai 2009 nämlich nach Helgoland:
Bilder von diesem Tag kann ich leider nicht bieten, allerdings aktuelle Bilder aus im Inneren von "Mein Schiff 1": Auf Deck 3 erinnern eine Seekarte Helgolands mit entsprechender Beschriftung und eine Erinnerungstafel mit Hummerbuden und grün-rot-weißer Schleife an den Erstanlauf. Deck 3 wird in der Regel bei Landgängen zum Betreten und Verlassen des Schiffes genutzt. Dort trifft man im Gang zwischen Treppenhaus A und Gangway auf der Backbordseite auf die gezeigten Erinnerungsstücke.
Mit "Mein Schiff 1" reisen die Erinnerungsstücke um die Welt. So kann man in der Karibik fernab der Heimat nicht nur auf "Mein Schiff" treffen, sondern sogar überraschend auch auf ein Stück "Meiner Insel".
Die Fotos entstanden am 3. Dezember 2012 in Willemstad auf Curaçao.
17. November 2012 - "Dolphin Jet" ohne Beschäftigung
Im Frühjahr dieses Jahres wurde der High-Speed-Katamaran "Dolphin Jet" der zur Förde Reederei Seetouristik (FRS) gehörenden Kattegatruten von seinem alten Einsatzgebiet im Mittelmehr in dänische Gefilde verlegt, wo das Schiff den Betrieb zwischen Århus und Kalundborg aufnehmen sollte. Die aufwendige Überführungsfahrt führte den Katamaran über mehrere Tausend Kilometer quer durch halb Europa. Im Rahmen der Überführung kam es am 11. Mai 2012 zu einer spektakulären Sonderfahrt von Cuxhaven nach Helgoland (nordreport.de berichtete). Nach der Überführung nahm das Schiff dann am 29. Juni 2012 den Verkehr zwischen Århus und Kalundborg mit drei Fahrten pro Tag und Richtung auf. Nach nur 24 Tagen wurde der Betrieb jedoch wieder eingestellt. Deutschsprachige Informationen über die Hintergründe sind nur relativ spärlich zu finden. Auf der Homepage von Kattegatruten sind sämtliche Hinweise auf den "Dolphin Jet" verschwunden, fast so, als wäre das Schiff dort nie gefahren. In der dänischen Presse wird man allerdings etwas fündiger. Zunächst soll sich die Inbetriebnahme der Schnellverbindung aufgrund fehlender Umweltzulassungen um mehrere Wochen verzögert haben. Zudem schrieben behördliche Auflagen eine Temporeduzierung vor, die eine längere Fahrzeit und erhöhten Kraftstoffverbrauch zur Folge hatten, so daß der Katamaran nicht wirtschaftlich betrieben werden konnte. Am Einsatz des "Dolphin Jet" hängen etwa 50 Arbeitsplätze.
Am 17. November 2012 wartet der "Dolphin Jet" im Hafen von Århus auf neue Aufgaben.
In dieser Einstellung ist gut zu erkennen, daß der "Dolphin Jet" nicht mehr über die auffällige Fahrzeugrampe am Heck verfügt. Diese wurde für den Einsatz im Mittelmeer nachgerüstet und war noch auf der Helgoland-Fahrt am 11. Mai 2012 vorhanden. Auf dem Roten Felsen erfolgte über diese Rampe der Zugang zum Schiff. Nach Ende der Überführung ins Kattegat muß diese Rampe also irgendwann entfernt worden sein.
Die Einstellung der Katamaran-Verbindung bedeutet nicht, daß zwischen Århus und Kalundborg nun überhaupt keine Verbindung mehr angeboten wird. Kattegatruten setzt auf dieser Linie parallel auch eine konventionelle RoPax-Fähre namens "Kattegat" ein, nachdem die Reederei die Verbindung im letzten Jahr von den dänischen Mols-Linien übernommen hatte. Auf obigem Foto sind HSC Dolphin Jet und M/S Kattegat (rechts) am 17.11.2012 gemeinsam im Hafen von Århus zu erkennen. Das Foto entstand um die Mittagszeit und hätte in dieser Form eigentlich gar nicht möglich sein dürfen, da sich M/S Kattegat zu dieser Zeit in selbigem hätte befinden müssen (Abfahrt Århus 11:30 Uhr). Aufgrund von Reparaturarbeiten am Schiff wurde die Fahrt aber kurzfristig abgesagt, so daß die geplante Mitfahrt nach Kalundborg leider ins Wasser fiel.
15. Oktober 2012 - Kreuzfahrt (nach) um Helgoland
In den letzten Jahren haben die Reedereien der Kreuzfahrtbranche die Insel Helgoland mehr und mehr als lohnendes Ziel entdeckt und in die Routen ihrer Schiffe eingebaut. So waren z.B. M/S Amadea, M/S Europa oder M/S Deutschland immer mal wieder zu Gast vor dem Roten Felsen, jedoch beschränkte sich die Anzahl der Besuche auf ein bis zwei Anläufe pro Saison. Die Mediterranean Shipping Company (MSC) ging in diesem Jahr aber deutlich weiter. Mit der "MSC Lirica" wurde die gesamte Saison 2012 über ein Schiff in Hamburg stationiert, das auf den von hier ausgehenden Kreuzfahrten auch immer wieder vor dem Roten Felsen Station machte. Insgesamt elf Anläufe standen auf dem Programm, ein Novum sowohl in der Geschichte der Kreuzfahrt als auch der Insel Helgoland. Es wurden längere Kreuzfahrten rund um die Britischen Inseln durchgeführt, in die ein Stop auf Helgoland integriert war, es gab aber auch Mini-Cruises, die ausschließlich nach Helgoland führten oder alternativ nur nach Helgoland mit einem Abstecher nach Amsterdam.
M/S MSC Lirica einlaufend Hamburg am 11. Mai 2012.
Nahe der Hetlinger Schanze entstand dieses Foto vom "Halunder Jet" aus, der an diesem Tag aufgrund der Sonderfahrt des "Dolphin Jet" nur zwischen Hamburg und Cuxhaven verkehrte. Die Wege beider Schiffe kreuzten sich in dieser Saison mehrfach.
Der erste Besuch Helgolands durch die "MSC Lirica" fand am 3. April statt, der letzte am 15. Oktober 2012. Bei beiden Fahrten handelte es sich um Mini-Cruises mit zwei Übernachtungen an Bord, die ausschließlich Helgoland als Ziel hatten. Nachfolgend ein kurzer Fotobericht von der letzten Fahrt am 14. Oktober 2012 ab Hamburg:
Die "MSC Lirica" hatte am Morgen des 14. Oktober 2012 aus Amsterdam kommend am Cruise Terminal in der HafenCity (West) festgemacht. Das Boarding für die Mini-Cruise nach Helgoland startete um 15:30 Uhr. Reisenden, die nicht in Eigenregie zum Cruise Terminal anreisen wollten, stand ein Bus-Shuttle-Service vom Hamburger Hauptbahnhof zur Verfügung. Für 3,00 EUR pro Gepäckstück wurden hier die Koffer entgegengenommen und dann später bis vor die Kabinentür auf dem Schiff transportiert. Mit gut 2.000 Fahrgästen war das Schiff ausgebucht. Eine Woche vor der Reise war für diese Cruise über die einschlägigen Online-Portale keine Kabine mehr zu bekommen. Nachdem das normale Kreuzfahrtprogramm mit Verköstigung und Unterhaltung angelaufen war, folgte um 19:30 Uhr eine Sicherheitsübung, bei der die vorgesehenen Evakuierungsstationen aufzusuchen und die Rettungswesten anzulegen waren. Die Teilnahme an dieser Pflichtveranstaltung wurde durch kleine rote "Emergency Drill Red Cards" überprüft, die die Passagiere beim Check-In erhielten und an den Evakuierungsstationen an die zugehörigen Sicherheitspersonen auszuhändigen hatten. Planmäßig um 21:00 Uhr erfolgte dann die Abfahrt. Mit gemächlichem Tempo ging es elbabwärts vorbei an den St. Pauli Ladungsbrücken, Altona und Blankenese. Je nach Lust und Laune konnte man nach dem Abendessen, das grundsätzlich in zwei Restaurants in je zwei Sitzungen eingenommen wird, dem "Willkommensspiel mit dem Animationsteam" oder der Vorführung "Carioca" im Broadway Theatre beiwohnen, den "Bye-Bye-Hamburg-Glühwein" an Deck 11 konsumieren, die Fahrt elbabwärts in warmer Kleidung vom eigenen Balkon genießen oder an der Matratze horchen. Fahrgäste, die nach dem Fünf-Gänge-Abendessen immer noch Kohldampf hatten, konnten um 23:15 Uhr noch einmal beim Mitternachtsimbiß zuschlagen.
Die Wetterprognose für den kommenden Tag war nicht gut: Wind der Stärke 6 aus Südwest bis West, 2 Meter See, Regenschauer. Wer die Helgoland-Fahrten der "MSC Lirica" in diesem Jahr etwas genauer verfolgt hat, wird wissen, daß es wetterbedingt nicht auf allen Fahrten möglich war, mit den Tenderbooten auf die Insel überzusetzen und den Landausflug durchzuführen. Der Wetterbericht ließ also vermuten, daß es auch am 15. Oktober in dieser Hinsicht schwierig werden könnte. Zunächst gab es darauf aber keinen Hinweis, denn auf dem Schiff wurden fleißig Insel-Exkursionen für den kommenden Tag an den Mann gebracht. Insgesamt wurden drei Varianten angeboten:
Fahrgäste, die nicht an Exkursionen teilnehmen, sondern die Insel auf eigene Faust erkunden wollten, sollten sich wie folgt verhalten:
Am nächsten Morgen ertönte gegen 8:00 Uhr, die meisten Fahrgäste dürften sich gerade beim Frühstück befunden haben, eine Durchsage von der Brücke:
Aufgrund des schlechten Wetters und stürmischen Winden sei das Anlaufen der Insel Helgoland nicht möglich. Es wurde ferner darauf hingewiesen, daß es sich um einen Ausfall handele, der ausschließlich durch höhere Gewalt verursacht wurde und daß die Sicherheit der Fahrgäste und der Besatzung höchste Priorität genieße. Die Kosten für die Exkursionen würden zurückgezahlt werden. Es wurde in Aussicht gestellt, daß "MSC Lirica" um die Insel herumnavigieren und ein Alternativprogramm für einen Tag auf See aufgestellt werde. So wurde z.B. ein Vortrag mit dem Thema "Hinter den Kulissen der MSC Lirica" mit Hintergrundinformationen über das Schiff im Broadway Theatre ins Programm genommen, aber auch Musik-Beiträge an verschiedenen Stellen des Schiffes, ein Shopping-Basar sowie Wein- und Whisky-Tastings.
Obwohl ein Anlaufen Helgolands unmöglich war, ließ die "MSC Lirica" zur Begrüßung der Insel gegen 9:00 Uhr ihr Typhon drei Mal lang erklingen. Zeitgleich umkurvte ein Helgoländer Börteboot die "MSC Lirica" (Foto links). Aufgrund sehr schlechter Sicht war die Insel zu diesem Zeitpunkt nur zu erahnen.
Im weiteren Tagesverlauf fuhr die "MSC Lirica" diverse Kurse im Umfeld der Insel.
Die Bilder oben und unten entstanden um die Mittagszeit vom Freideck der "MSC Lirica". Immer wieder zogen stärkere Regenschauer über das Schiff, aber die Sicht hatte sich inzwischen immerhin soweit gebessert, daß man den Roten Felsen auch aus größerer Entfernung ausmachen konnte.
Die oberen Freidecks der "MSC Lirica" waren ohne Einschränkung begehbar, die unteren Freidecks im Bereich der Rettungsboote waren aufgrund des starken Windes jedoch gesperrt. Entsprechende Hinweisschilder waren an den Türen zu den Außendecks befestigt (Foto rechts).
Die Wetterbedingungen waren jedoch nicht so schlecht, als daß auch der "normale" Helgolandverkehr vor den Wellenbergen kapitulieren mußte. Vom Freideck der "MSC Lirica" konnte man beobachten, wie sich der "Halunder Jet" und die "Funny Girl" planmäßig der Insel näherten. In der Abbildung unten ist rechts am Bildrand der "Halunder Jet" zu erahnen, links am Bildrand die "Funny Girl".
Am Nachmittag ließ sich sogar für einen kurzen Moment die Sonne blicken. Dadurch eröffneten sich solche ansprechenden Ausblicke, noch zudem aus der ungewohnten Perspektive von Norden.
Die Graphik rechts, die Dennis Schmidt aus marinetraffic.com erstellt und mir zur Verfügung gestellt hat, zeigt den genauen Kurs der "MSC Lirica" am 15. Oktober 2012 vor Helgoland. Überwiegend hielt sich das Schiff östlich und nördlich der Insel bzw. der Düne auf. Westlich wurde die Insel nur in weiter Entfernung auf dem Rückweg in die Elbmündung passiert, als die Dunkelheit bereits hereingebrochen war. Mit um die sechs Knoten war das Tempo eher gemächlich. Eine klare Strategie bei der Kurswahl kann der Laie nicht erkennen. Womöglich war die See im gewählten Revier ruhiger als westlich der Insel. Starke Schiffsbewegungen waren im übrigen nicht zu verzeichnen.
Beim Anlauf der "MSC Lirica" am 19. August 2012 (Foto links von Dennis Schmidt) zeigte sich das Wetter nicht so stürmisch, so daß die Passagiere an diesem Tag mit Tenderbooten an Land gebracht werden konnten.
Durch die vorbeifahrende M/S Helgoland werden die enormen Ausmaße der "MSC Lirica" deutlich, und dabei ist diese unter den heutigen Cruiselinern fast auch schon ein Zwerg.
Bei einer Vermessung von 59.058 BRZ ist die "MSC Lirica" 251,25 Meter lang und 28,8 Meter breit. Der Tiefgang beträgt 6,7 Meter. Zugelassen ist das Schiff für 2.069 Passagiere, hinzu kommt eine Besatzung von 750 Mann. Eine Maschinenleistung von 30.600 kW beschleunigt das Schiff auf eine Geschwindigkeit von maximal 21,5 kn. In Dienst gestellt wurde das Schiff im Jahr 2003, Heimathafen ist Panama. Gebaut wurde die "MSC Lirica" in Saint-Nazaire (Frankreich), wo MSC alle Neubauten fertigen läßt. Getauft wurde das Schiff in Neapel - wie viele andere MSC Cruiseliner auch - durch Sophia Loren.
Auch am zweiten Abend wurde das Abendessen wieder in zwei Sitzungen eingenommen. Die Kleiderordnung schrieb an beiden Abenden legere Kleidung vor, einen Galaabend gab es nicht. Grundsätzlich ist das gesamte Ambiente an Bord italienisch geprägt. Die Besatzung kommt aus aller Herren Länder, die Offiziere stammen allerdings in der Regel einheitlich aus Italien. Das gilt auch für die Chefköche. Wer also mit italienischem Essen gar nichts am Hut hat, ist bei MSC eher nicht so gut aufgehoben. Während es sich in den À la Card Restaurants sehr gepflegt speisen ließ (das Foto rechts zeigt das Hauptrestaurant "La Bussola"), versprühte das Buffet-Restaurant eher den Charme einer Bahnhofshalle.
Am zweiten Abend wurde im Broadway Theatre die Vorführung "Temptations" gezeigt, zur Abwechslung nicht italienisch geprägt, sondern - gemäß Information der Kreuzfahrtdirektorin - französisches Varieté. (Die auf der Bühne anwesenden Pharaonen hätte man allerdings eher ins alte Ägypten verortet.) Zudem waren die zahlreichen Bars bis in die Nacht geöffnet. Wer sein Gepäck am kommenden Tag nicht selbst mit von Bord nehmen wollte, mußte dieses zwecks Abholung durch das Personal bis 1:00 Uhr vor die Kabinentür gestellt haben.
Am nächsten Morgen empfing Hamburg die Passagiere der "MSC Lirica" mit einem beachtlichen Sonnenaufgang.
Bis 8:30 Uhr mußten die Kabinen spätestens geräumt sein. Zu diesem Zeitpunkt passierte die "MSC Lirica" gerade die St. Pauli Landungsbrücken. Links der Michel, in der Bildmitte die "Rickmer Rickmers", rechts der "Halunder Jet" an seinem nächtlichen Liegeplatz.
Der "Halunder Jet" liegt um 8:30 Uhr normalerweise bereits zur Gepäckverladung an den Landungsbrücken (Brücke 3/4). Da sich der Sturm gegenüber zum Vortag noch weiter verstärkte, fiel die Fahrt des "Halunder Jet" an diesem Tag allerdings aus. Somit ergab sich leider nicht den Möglichkeit, den Katamaran vor der Silhouette der Hamburger Landungsbrücken abzulichten. Am aufgewühlten Wasser am Heck des Schiffes ist zu erkennen, daß sich die Maschine trotz der abgesagten Fahrt in Betrieb befindet.
Planmäßig um 9:00 Uhr hatte die "MSC Lirica" wieder an ihrem Liegeplatz am Cruise Terminal in der HafenCity festgemacht. Gegen 9:30 Uhr konnten die ersten Gäste das Schiff verlassen. Dies waren die sogenannten "Self Assist"-Gäste, die ihr Gepäck in der Nacht nicht vor die Kabinentür gestellt und einen entsprechenden Antrag auf Verlassen des Schiffes ohne Unterstützung durch das Bordpersonal bei der Rezeption hinterlegt hatten. Danach erfolgte das Verlassen des Schiffes gruppenweise entsprechend der Farbe der Kofferanhänger, die am Abend zuvor nach einem geheimnisvollen System auf die Kabinen verteilt wurden. Gruppenweise wurde dann auch das Gepäck im Cruise Terminal zur Abholung bereitgestellt. Wie bei der Hinfahrt gab es auch jetzt wieder einen Bus-Shuttle-Service, der die Fahrgäste bei Bedarf gebührenfrei vom Cruise Terminal zum Hamburger Hauptbahnhof beförderte.
Die "MSC Lirica" wird in der Karibik überwintern und dann im nächsten Sommer im Mittelmeer unterwegs sein, d.h. eine Rückkehr nach Hamburg wird es in der nächsten Saison nicht geben. Dennoch wird MSC auch im Jahr 2013 wieder Kreuzfahrten von Hamburg anbieten, die in Helgoland Station machen, dann allerdings mit der "MSC Magnifica", die mit 92.409 BRZ noch einmal einen Sprung in eine ganz andere Größenordnung bedeutet. Kurzreisen mit zwei Übernachtungen, die ausschließlich Helgoland als Ziel haben, werden im kommenden Jahr nicht wieder angeboten, allerdings unverändert Anläufe des Roten Felsens in Verbindung mit Reisen nach Amsterdam (drei Übernachtungen), Dover und Amsterdam (vier Übernachtungen) sowie Rundreisen um die Britischen Inseln (elf Übernachtungen). Durch den Wegfall der ausschließlich nach Helgoland verkehrenden Kreuzfahrten sinkt die Anzahl der MSC-Anläufe Helgolands von elf in diesem Jahr auf acht in der kommenden Saison.
8. Oktober 2012 - Saisonausklang und Winterfahrplan
Mit Sondertarifen zum Saisonausklang haben die Reedereien FRS Helgoline und Cassen Eils noch einmal versucht, mit ihren Seebäderschiffen Fahrgäste auf den Roten Felsen zu locken. Während die vergünstigten Tarife auf den Routen ab Cuxhaven und Büsum auch zur Anwendung kamen, wurde die Bremerhaven-Verbindung kurz nach Bekanntgabe der Sondertarife am 19. September überraschend vorzeitig aus dem Verkehr genommen. Eigentlich sollte die "Fair Lady" (Foto rechts) bis zum 30. September im Einsatz sein. Fahrtabsagen aus technischen Gründen am 14., 17. und 18. September deuten darauf hin, daß das vorzeitige Saisonende nicht ganz freiwillig erfolgte. Bei genauerer Betrachtung kam die vorgezogene Winterpause also doch nicht ganz aus heiterem Himmel.
Die "Atlantis" beendete die Sommersaison für FRS Helgoline planmäßig am 30. September und fährt nun bis zur Übernahme durch das Winterschiff "Funny Girl" noch einige Tage für ihren Eigentümer Cassen Eils ab Cuxhaven. Ab 1. Oktober wird auf der Cuxhaven-Route wie immer auf das Ausbooten verzichtet und im Helgoländer Südhafen festgemacht. Planmäßig endete auch die Saison der "Funny Girl" ab Büsum (3. Oktober). Das Schiff ankerte bis zum letzten Saisontag auf der Helgoländer Reede. Noch ab Büsum im Einsatz ist die "Lady von Büsum". Der letzte Betriebstag wird der 31. Oktober sein, ausgebootet wird bis zum 14. Oktober. Der "Halunder Jet" wird sich am 28. Oktober in die Winterpause verabschieden. Schon Mitte September endete der Betrieb mit M/S Helgoland auf der Wilhelmshaven-Route. Die letzte Fahrt war für den 15. September angesetzt, stürmisches Wetter verhinderte aber die Fahrten am 14. und 15. September, so daß die letzte Tour am 13. September durchgeführt wurde.
Mit Übernahme des Verkehrs auf der Cuxhaven-Route am 1. Oktober durch die Reederei Eils wird traditionell der Winterfahrplan eingeläutet. Das langjährige Grundgerüst dieses Fahrplans wird keinen Änderungen unterzogen. Im letzten Jahr wurden im eingeschränkten Winterverkehr mit vier Fahrten pro Woche die Abfahrten an Dienstagen und Donnerstagen zeitlich nach hinten gelegt, um die Abreise für Urlauber komfortabler zu gestalten. Dies ließ bekanntlich einige Helgoländer auf den Plan treten, die bedingt durch die späteren Abfahrtszeiten Einschränkungen bei ihren Festlandsbesuchen ausmachten. In dieser Wintersaison scheint man um einen Kompromiß bemüht zu sein, denn die Abfahrtszeit an Donnerstagen blieb mit 10:00 Uhr unverändert, an Dienstagen wurde sie aber von 12:00 Uhr auf 10:00 Uhr vorgezogen (bis vor zwei Jahren an beiden Wochentagen 08:00 Uhr). Der Sonntag bleibt eine Spielwiese für Fahrplanentwickler. Nach 13:30 Uhr in der Saison 2010/11 und 14:00 Uhr in der Saison 2011/12 ist man nun bei 13:00 Uhr gelandet. Auch in den Jahren vor 2010 wechselte die Abfahrtszeit häufig. Stetig ist hier also nur die Veränderung.
Es ist davon auszugehen, daß der Winterdienst wie zuletzt komplett von der "Funny Girl' bestritten wird. Ein Einsatz der "Fair Lady" erscheint, nicht zuletzt aufgrund der vorgezogenen Zwangspause, als eher unwahrscheinlich.
Nachfolgend die Fahrplandaten für das Winterhalbjahr in Tabellenform (Änderungen gegenüber dem Vorjahr rot gekennzeichnet):
1. Oktober bis 2. November 2012
Wochentag | Abfahrt Cuxhaven | Abfahrt Helgoland |
Täglich | 10:30 Uhr | 16:00 Uhr |
3. November bis 20. Dezember 2012
Wochentag | Abfahrt Cuxhaven | Abfahrt Helgoland |
Montag | 10:30 Uhr | |
Dienstag | 10:00 Uhr | |
Mittwoch | 10:30 Uhr | |
Donnerstag | 10:00 Uhr | |
Freitag | 10:30 Uhr | 16:00 Uhr |
Samstag | 10:30 Uhr | |
Sonntag | 13:00 Uhr |
21. Dezember 2012 bis 4. Januar 2013
Tag | Abfahrt Cuxhaven | Abfahrt Helgoland |
Freitag, 21.12. | 10:30 Uhr | 16:00 Uhr |
Samstag, 22.12. | 10:30 Uhr | 16:00 Uhr |
Sonntag, 23.12. | 10:30 Uhr | 16:00 Uhr |
Montag, 24.12. | ||
Dienstag, 25.12. | ||
Mittwoch, 26.12. | 10:30 Uhr | 16:00 Uhr |
Donnerstag, 27.12. | 10:30 Uhr | 16:00 Uhr |
Freitag, 28.12. | 10:30 Uhr | 16:00 Uhr |
Samstag, 29.12. | 10:30 Uhr | 16:00 Uhr |
Sonntag, 30.12. | 10:30 Uhr | 16:00 Uhr |
Montag, 31.12. | 10:30 Uhr | |
Dienstag, 01.01. | 16:00 Uhr | |
Mittwoch, 02.01. | 10:30 Uhr | 16:00 Uhr *) |
Donnerstag, 03.01. | 10:30 Uhr | 16:00 Uhr |
Freitag, 04.01. | 10:30 Uhr | 16:00 Uhr |
*) Hinweis zu der Rückfahrt von Helgoland am 02.01.2013 um 16:00 Uhr:
Aufgrund der zu erwartenden großen Nachfrage ist wie schon in den Vorjahren für die Rückfahrt von Helgoland am 2. Januar um 16:00 Uhr eine Voranmeldung bei der Reederei zwingend erforderlich.
5. Januar bis 24. März 2013
Wochentag | Abfahrt Cuxhaven | Abfahrt Helgoland |
Montag | 10:30 Uhr | |
Dienstag | 10:00 Uhr | |
Mittwoch | 10:30 Uhr | |
Donnerstag | 10:00 Uhr | |
Freitag | 10:30 Uhr | 16:00 Uhr |
Samstag | 10:30 Uhr | |
Sonntag | 13:00 Uhr |
25. März bis 30. April 2013
Wochentag | Abfahrt Cuxhaven | Abfahrt Helgoland |
Täglich | 10:30 Uhr | 16:00 Uhr |
Fahrzeit pro Strecke: ca. 2 1/2 Stunden.
Cassen Eils hat bereits Fahrplandaten für die kommende Saison veröffentlicht. Demnach wird die "Funny Girl" von Büsum zwischen dem 26.04. und 03.10. im Einsatz sein, die "Fair Lady" von Bremerhaven zwischen dem 01.05. und 30.09. und die "Helgoland" von Wilhelmshaven zwischen dem 21.06. und 14.09.2013. Dies ist keine wesentliche Abweichung zum Vorjahr. Auch Reederei Rahder hat schon Daten für die Saison 2013 bekanntgegeben: Die "Lady von Büsum" wird zwischen dem 23. März und 29. Oktober im Einsatz sein. Damit nimmt die "Lady von Büsum" schon das Ostergeschäft mit (Ostersonntag fällt auf den 31. März 2013). Ferner will Facebook in Erfahrung gebracht haben, daß zum 1. Mai 2013 FRS Helgoline den Betrieb ab Cuxhaven wieder von der Reederei Eils mit der gecharterten "Atlantis" übernehmen wird. Die FRS Homepage informiert zwar, daß der Fahrplan für 2013 ab sofort buchbar ist mit Preisen aus der aktuellen Saison (Stand: 04.10.2012), die Online-Buchung weigert sich aber bisher hartnäckig, Preise und Termine auszuwerfen. Für den "Halunder Jet" ab Hamburg, Wedel und Cuxhaven liegen noch keine endgültigen Daten für die kommende Saison vor.
Sommerbericht 2012
Nachfolgend aktuelle Fotos und Informationen aus der laufenden Sommersaison:
Überblick über die Flotte
Die Zusammensetzung der Flotte hat sich gegenüber dem Vorjahr nicht verändert. Somit ankern auch dieses Jahr maximal fünf Seebäderschiffe auf der Helgoländer Reede (v.l.n.r.: M/S Atlantis, M/S Lady von Büsum, M/S Helgoland, M/S Funny Girl, M/S Fair Lady). Hinzu kommt der HSC Halunder Jet, der direkt den Helgoländer Südhafen anläuft.
Einige Male im Jahr ankern die Seebäderschiffe nicht auf der "normalen" Reede, sondern weichen auf die Nordreede östlich des Nord-Ost-Hafens aus. Dies ist der Fall, wenn der Wind aus südöstlichen Richtungen bläst und rund um den sonst windgeschützten Bereich der Landungsbrücke verstärkte Wellenbewegungen auftreten. Die Seebäderschiffe nutzen dann den Schutz der Düne, und das Aus- und Einbooten erfolgt über den Nord-Ost-Hafen (links M/S Lady von Büsum, rechts M/S Atlantis, in der Bildmitte vorne M/S Helgoland, dahinter M/S Fair Lady und ganz hinten M/S Funny Girl). Früher war das Einbooten über den Nord-Ost-Hafen eine logistische Herausforderung, da hier im Gegensatz zur Landungsbrücke nur zwei Treppen zum Einsteigen in die Börteboote existieren. Bei den aktuell vorherrschenden Besucherzahlen läßt sich das Einbooten aber ohne Probleme abwickeln. Vielleicht auch ein Grund dafür, warum nach subjektivem Eindruck in den letzten Jahren bei entsprechender Wetterlage häufiger auf den Nord-Ost-Hafen ausgewichen wird als zu Hochzeiten der Börte.
Für die am stärksten frequentierteste Route ab Cuxhaven kommt unverändert die "Atlantis" zum Einsatz (Foto links), die FRS Helgoline für die Monate Mai bis September von der Reederei Cassen Eils gechartert hat. Am vorderen Mast sind die Flaggen beider Reedereien zu erkennen. Ebenfalls ab Cuxhaven und zusätzlich ab Hamburg und Wedel läuft der Katamaran "Halunder Jet" die Insel an (Foto rechts). Kaum zu glauben, daß auch der modernste Vertreter der Flotte nun schon seine zehnte Saison im Helgoland-Einsatz bestreitet. Vor der diesjährigen Saison wurden während des Werftaufenthaltes bei BREDO in Bremerhaven die vier Hauptmaschinen des Katamarans ausgebaut und beim Hersteller MTU in Duisburg generalüberholt. Auch im Fahrgastbereich fallen kleine Änderungen ins Auge. So wurden z.B. alle 32 Flachbildschirme erneuert, und der Comfort Class wurde eine neue Kaffee-Maschine spendiert, die nun nicht nur gewöhnlichen Kaffee produziert, sondern dem Zeitgeist folgend auch Cappuccino, Latte Macchiato und weitere aktuelle Heißgetränke. Ingesamt hatte FRS Helgoline vor der Saison über eine Million Euro in die Überholung des Katamarans investiert.
Auf der Büsum-Route ist alles beim alten geblieben. Sowohl die "Funny Girl" der Reederei Eils (links) als auch die "Lady von Büsum" der Reederei Rahder steuern in der Sommersaison den Roten Felsen an. Zum Ein- und Ausbooten legt sich die "Lady von Büsum" zwischen Landungsbrücke und Binnenhafen grundsätzlich sehr dicht an die Insel, ohne dabei den Anker zu werfen. Zwischen Aus- und Einbooten ankert das Schiff dann weiter entfernt zwischen Insel und Düne, leider oft sehr weit weg von den anderen vier Schiffen auf der Helgoländer Reede, was für den optischen Gesamteindruck der Reede vom Falm aus eher nachteilig ist.
Nachdem bei M/S Helgoland (Foto links) die Anzahl der Verkehrstage auf der Wilhelmshaven-Route über die Jahre wiederholt reduziert wurde, ist das Schiff in diesem Jahr 14 Tage länger im Einsatz als in der letztjährigen Saison, was auf einen früheren Saisoneinstieg zurückzuführen ist. Wie in den letzten Jahren auch erfolgte vor Beginn der Helgoland-Saison am 13. Juni eine Überführungsfahrt von Emden nach Wilhelmshaven, die für den Publikumsverkehr freigegeben war. Außerhalb der Helgoland-Saison wird die "Helgoland" unverändert von der AG Ems im Borkum-Verkehr genutzt. Einen früheren Saisoneinstieg hatte auch die "Fair Lady" (Foto rechts) ab Bremerhaven zu verzeichnen. Die erste Fahrt erfolgte in diesem Jahr bereits am 28. April. Für den 25. August steht eine Sonderfahrt von Brake über Bremerhaven nach Helgoland auf dem Programm. Die Kinderkrankheiten nach dem Rückkauf des Schiffes, die im letzten Jahr zu einigen technisch bedingten Fahrtausfällen führten, konnten abgestellt werden. Vergleicht man das Bild der "Fair Lady" mit Aufnahmen vom letzten Jahr, fällt auf, daß die weiße Folie auf den Fenstern im Bereich des hinteren oberen Salondecks entfernt wurde. Der entsprechende Bereich auf dem Schiff steht den Fahrgästen im Gegensatz zum letzten Jahr nun auch wieder zur Verfügung.
Fahrplanwesen
Als zentrales "Informationstool" für den Verkehr über die Börte dienen auch im digitalen Zeitalter nach wie vor die beiden bewährten Abfahrtstafeln am Funktionsgebäude auf der Landungsbrücke:
Das linke Foto zeigt die Tafel am nördlichen Gebäudeende beispielhaft für den 29.07.2012, einem Tag, an dem über den Nord-Ost-Hafen ein- und ausgebootet wurde. Bisher wurden in solchem Fall immer die Zahlen in der Treppenspalte entfernt und durch den dezenten Schriftzug "NO" ersetzt. Dieses Jahr kommt erstmalig ein auffälliges Schild zum Einsatz, das auf die veränderte Abfahrtssituation hinweist. Der 29.07. war zudem ein Tag, an dem M/S Helgoland eine Sonderfahrt von Hooksiel durchführte. In der Vergangenheit lagen diese Termine bevorzugt auf einem Mittwoch, jedoch wählte man mit dem 29. Juli dieses Mal einen Sonntag aus. Auf der Tafel wird auf die Sonderfahrt nicht besonders eingegangen und Wilhelmshaven als Fahrtziel ausgewiesen. Es handelt sich bei dem Foto übrigens wirklich um eine Aufnahme vom 29. Juli dieses Jahres, auch wenn das Datum etwas Anderes aussagt. Die Besucherzahl 1807 war versehentlich nicht in die dafür vorgesehene Zeile eingetragen, sondern in das Datum integriert worden. Die Zahl 2202 steht daher noch für die Besucher vom Vortag. Auf dem rechten Foto ist die Tafel am südlichen Gebäudeende neben dem Eingang zum Nummer-Tower abgebildet. Der 30. Juli fiel auf einen Montag. Erkennbar ist hier die von FRS Helgoline in dieser Saison grundsätzlich montags später angesetzte neue Abfahrtszeit der "Atlantis" um 17:10 Uhr, also eine Stunde nach der normalen Abfahrt. Ein weißer Zettel informiert zusätzlich darüber, daß auch das Einbooten zur "Atlantis" eine Stunde später erfolgt, das somit erst um 16:00 Uhr beginnt. M/S Lady von Büsum verkehrt montags planmäßig nicht. Mit 1686 Besuchern einschließlich Katamaran hält sich der Andrang an diesem Tag in Grenzen - ein typischer Montagswert.
Bei Einbootung über den Nord-Ost-Hafen kommt eine weitere Abfahrtstafel zum Einsatz, die direkt vor Ort an der Außenwand der Lesehalle montiert wird. Wer genau hinschaut, entdeckt unter den aktuellen Schiffsnamen noch Namensreste von Schiffen, die schon lange nicht mehr zum Roten Felsen fahren oder inzwischen im Hochofen gelandet sind.
Der Schiffsverkehr wurde in diesem Sommer bisher bis auf ganz wenige Ausnahmen planmäßig durchgeführt. Wetterbedingte Fahrtabsagen und auch technisch bedingte Ausfälle gab es nur sehr selten. Damit wird sich das Fahrplan-Roulette aus der vergangenen Saison mit einer Rekord-Anzahl an Fahrtausfällen in diesem Jahr nicht wiederholen. Bisher kam es nur an zwei Tagen zu Komplettausfällen, zudem zu einigen Ausfällen einzelner Verbindungen aufgrund schlechten Wetters. "Die Lady von Büsum" konnte aufgrund eines technischen Defekts vom 24. bis 26. August die Insel nicht anlaufen.
Zu zwei außerplanmäßigen Ereignissen kam es in Verbindung mit dem "Halunder Jet":
Am 18.07.2012 mußte der Katamaran seine Hinfahrt nach Helgoland abbrechen und nach der Abfahrt in Cuxhaven mit etwa 500 Personen an Bord in die Stadt an der Elbmündung zurückkehren. Austretender Kraftstoff hatte zu starker Rauchentwicklung aus einem Abgasrohr geführt. Die Fahrgäste mußten in Cuxhaven das Schiff verlassen, ehe die Berufsfeuerwehr durch Demontage einer "kraftstoffgetränkten Isolierung" die Lage in den Griff bekam. Der "Halunder Jet" lag bis zum Abend des selben Tages an der Alten Liebe in Cuxhaven und trat dann ohne Fahrgäste die Rückreise nach Hamburg an. Am Folgetag wurde die Fahrt aufgrund zu starken Seegangs abgesagt, am übernächsten Tag fuhr der Katamaran dann wieder planmäßig.
Am 09.08.2012 kam es im Helgoländer Südhafen zu einem Fund von zwei Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg. Dort wird derzeit für die Hafenerweiterung ein Areal auf Munition untersucht, auf dem Gebäude für Windenergiefirmen errichtet werden sollen, die im Offshore-Geschäft aktiv sind. Aufgrund der Sperrung und Räumung der gesamten Hafengegend konnte der "Halunder Jet" den Helgoländer Südhafen nicht anlaufen. Die Seebäderschiffe konnten zum Aus- und Einbooten auf den Nord-Ost-Hafen ausweichen, für den "Halunder Jet" besteht diese Option nicht, auch wenn der Norddeutsche Rundfunk geradezu revolutionäre Ansätze gesehen haben will:
N3 Videotext, 09.08.2012
Bei dem 09.08.2012 handelt es sich um einen Tag, an dem der "Halunder Jet" eine Sonderfahrt zum Windpark "Alpha Ventus" durchführen sollte. Es scheint, als habe ein wenig die Ironie des Schicksals zugeschlagen, daß ausgerechnet an einem Tag, an dem der "Halunder Jet" eine Sonderfahrt zum Offshore-Windpark durchführen soll, die Vorbereitung für den Bau weiterer Windparks diese Tour verhindert. Damit wurde von den bisher drei geplanten Fahrten nach "Alpha Ventus" nur die erste Fahrt am 28. Juni planmäßig absolviert. Die zweite Fahrt am 12. Juli mußte wetterbedingt entfallen.
Unbestätigten Informationen zufolge steuerte der "Halunder Jet" am 09.08.2012 aber doch den Windpark "Alpha Ventus" an, allerdings direkt von Cuxhaven aus, nachdem das Schiff dort einen etwas längeren Zwischenstop eingelegt hatte. Von dort ging es dann nach Helgoland, um den Übernachtungsgästen die Möglichkeit des Ein- und Ausstiegs zu geben. Die Sperrung des Südhafens wurde gegen 17:30 Uhr aufgehoben, so daß der "Halunder Jet" nach einiger Wartezeit auf der Helgoländer Reede doch noch in den Südhafen einlaufen konnte. Da aufgrund der ursprünglich geplanten Sondertour nach "Alpha Ventus" die Abfahrtszeit des "Halunder Jet" nach Hamburg an diesem Tag ohnehin erst um 17:30 Uhr erfolgen sollte, hielt sich die Verspätung bei der Rückfahrt in Grenzen.
Zu einem weiteren Bombenfund kam es am 13.08.2012. Allerdings wurde der Südhafenbereich für die Räumung an diesem Tag erst um 17:30 Uhr gesperrt, so daß der "Halunder Jet" die Insel vorher noch planmäßig verlassen konnte.
Eine kleine Fahrplanabweichung hat sich für den "Halunder Jet" zudem am 18. August ergeben, allerdings sind dieses Mal keine brisanten Funde die Ursache. Aufgrund einer Sonderfahrt anläßlich der Hamburg Cruise Days (20:45 bis 23:00 Uhr) wurde die Rückfahrt komplett um eine halbe Stunde vorgezogen (Abfahrt Helgoland 16:00 Uhr, Ankunft Hamburg 19:45 Uhr).
Trotz der deutlich geringeren Anzahl an Fahrtausfällen zeichnet sich bereits ab, daß die Anzahl der Tagesbesucher nicht exorbitant über den Vorjahreswerten liegen wird. Zwar brachte der August doch noch einmal eine Reihe schöner Tage, bis dahin kann man aber eher von einem "Schaukelsommer" sprechen, der vielleicht den einen oder anderen Gast von einer Schiffstour nach Helgoland abgehalten hat. Die vergleichsweise guten August-Werte gleichen in etwa die schlechte Juni-Bilanz aus, der Juli-Wert liegt ziemlich genau auf Vorjahres-Niveau.
Von Oben gab es vornehmlich im Juni und Juli in diesem Sommer immer mal wieder etwas auf die Mütze:
Dunkle Wolken im Anzug.
60 Jahre Dampferbörte
Die Helgoländer Dampferbörte feiert in diesem Jahr einen runden Geburtstag. 60 Jahre nach der Wiederaufnahme des Seebäderverkehrs nach dem Zweiten Weltkrieg ankern die konventionellen Seebäderschiffe noch immer auf der Reede vor Helgoland, und die Passagiere werden mit den Börtebooten an Land gebracht.
Auf der Helgoländer Landungsbrücke wird an mehreren Stellen auf das Börte-Jubiläum hingewiesen.
In den 60er- und 70er-Jahren des letzten Jahrtausends erlebte die Börte ihre Blütezeit. Die großen Schiffe "Wappen von Hamburg", "Alte Liebe", "Roland von Bremen" und "Wilhelmshaven" brachten allein bis zu 6.500 Besucher täglich auf die Insel. Hinzu kamen täglich mehrere Schiffe aus Nord- und Ostfriesland, so daß gleichzeitig bis zu zwölf Seebäderschiffe vor der Insel ankerten. Entsprechend umfangreich war die Flotte der Börteboote.
In den 80er-Jahren ging die Nachfrage spürbar zurück. Die Anzahl der täglich verkehrenden Seebäderschiffe pendelte sich bei fünf ein, aber noch immer gab es regelmäßigen Ausflugsverkehr von den nord- und ostfriesischen Inseln, so daß es an einigen Tagen mit bis zu acht Schiffen noch recht voll auf der Reede wurde. Die Grenzöffnung brachte anfangs der 90er- Jahre sogar noch einmal einen Aufschwung bei den Besucherzahlen, bis 1997 der tägliche Hochgeschwindigkeitsverkehr mit HSC Vargøy aufgenommen wurde. Zunächst war es nur ein Katamaran, jedoch setzten die meisten Reedereien nun auf die modernen Flitzer, so daß es im Jahr 2002 bereits sechs Schnellfähren waren. Die bisherigen Verbindungen mit den Seebäderschiffen wurden auf vielen Routen durch die Schnellverbindungen komplett abgelöst oder in Konkurrenz zu diesen betrieben. Da die Schnellfähren direkt an Land festmachen und nicht auf der Helgoländer Reede ankern, brachen die Zahlen der von der Börte transportierten Fahrgäste ein. Folglich schrumpfte auch die Flotte der Börteboote. Mit der Aufnahme der täglichen Katamaranverbindungen hatte die Börte quasi über Nacht das Monopol bei der Anlandung der Fahrgäste verloren.
Allgemein rückläufige Zahlen bei den Tagesgästen führten ab 2005 vermehrt zur Ausmusterung der altbewährten großen Seebäderschiffe, allerdings hatten auch die Schnellfähren ihren Zenit bereits überschritten, und es kam auch hier zur Reduzierung der Flotte. Das Zauberwort "Duty-Free" vermochte nicht mehr so viele Gäste auf die Insel zu locken, wie dies einst der Fall war. Ein einschneidendes Ereignis der jüngeren Entwicklung war sicherlich der technische Ausfall der "Atlantis" auf der Bremerhaven-Route im Verlauf der Saison 2005, die gerade erst an die Stelle der wesentlich größeren, zur Saison 2005 ausgemusterten MS Helgoland (ex M/S Alte Liebe) getreten war. Da zeitgleich auch noch die Wilhelmshaven-Route auf eine Katamaran-Verbindung umgestellt wurde, waren der Helgoländer Börte auf einen Schlag zwei wichtige Zubringer abhanden gekommen. In der Saison 2005 gab es Tage, an denen mit der "Wappen von Hamburg" und der "Funny Girl" nur noch zwei Schiffe vor der Insel ankerten. Die Bedeutung der Börte nahm weiter ab.
Im Jahr 2006 kam es zwar zu einer zwischenzeitlichen Verbesserung der Lage, denn nun ankerten wieder bis zu fünf Schiffe vor der Insel, die Außerdienststellung der "Wappen von Hamburg" nach der Saison 2006 bedeutete aber den nächsten Rückschlag für die Börte. In den Jahren 2007 und 2008 kam es zu einem drastischen Rückgang der Tagesbesucher auf dem Roten Felsen. Einige Verbindungen wurden komplett gestrichen, andere wurden auf kleinere Schiffe umgestellt, die nicht mehr so viele Gäste auf die Insel brachten. Ob der Rückgang der Gäste auf die Umstellung auf kleinere Schiffe zurückzuführen ist oder der Wechsel zu kleineren Schiffen auf den Rückgang der Fahrgäste, ist vergleichbar mit dem Henne-Ei-Problem und wird von verschiedenen Seiten verschieden interpretiert.
Trotz der allgemein ungünstigen Entwicklung ist die Helgoländer Börte bis heute eine Institution, ohne die man sich die Insel eigentlich nicht vorstellen kann. Plänen über eine Wiedervereinigung von Insel und Düne haben die Helgoländer jüngst eine Absage erteilt. Damit wäre das Ende der Börte wohl besiegelt gewesen. Aber auch Alternativpläne sehen die Verlängerung der Landungsbrücke vor, um den Seebäderschiffen das direkte Anlegen zu ermöglichen. Ob es in zehn Jahren noch einen weiteren runden Geburtstag zu feiern geben wird, ist daher schwer zu prognostizieren.
Die "Atlantis" wird auf der Helgoländer Reede eingebootet. Während beim Ausbooten in der Regel alle Pforten der Seebäderschiffe genutzt werden (bei der "Atlantis" also vier, bei den anderen Schiffen zwei), wird zum Einbooten grundsätzlich immer nur eine Seite des Schiffes genutzt. Da an Land die Boote schneller gefüllt, als sie am Seebäderschiff wieder geleert werden, kann sich in Ausnahmefällen ein "Börteboot-Stau" aufbauen, wie auf obigem Foto, auf dem drei Börteboote in Warteposition liegen. Mit "Uranus", "Atlantis", "No.1", "Sellebrunn", "Pirat", "Claudia", "Rasmus", Hamborger Lock" und "No.6" konnten in der laufenden Saison neun Börteboote gesichtet werden, die aktiv am Anlandungsverkehr beteiligt waren. An der Einbootung auf dem Foto oben ist somit mehr als die Hälfte der Börteboot-Flotte beteiligt.
In den 70er Jahren herrschte auf der Helgoländer Reede ein schier unendliches Gewusel von Börtebooten, die zwischen der Landungsbrücke und den Seebäderschiffen pendelten. Heute ist es etwas ruhiger geworden, aber noch immer sind die Börteboote in der Sommersaison im rollenden Einsatz anzutreffen.
Der Anlandungsverkehr ist das Hauptaufgabengebiet der Helgoländer Börteboote, aber auch für andere touristische Zwecke werden sie genutzt. Die Klassiker sind Angeltouren und Inselrundfahrten, aber auch neue Angebote, wie z.B. eine "Fotosafari", tauchen von Zeit zu Zeit auf.
Abschließend sei noch darauf hingewiesen, daß es eine Ausstellung unter dem Motto "Typen, Boote, Schiffe" zum Thema "60 Jahre Dampferbörte" gegeben hat. Die Ausstellung befand sich im ehemaligen Zollabfertigungsraum auf der Helgoländer Landungsbrücke und wurde leider kurz nach der Börteboot-Regatta schon wieder aufgelöst. Auch von nordreport.de waren Bilder in dieser Ausstellung zu finden.
Die offizielle Jubiläums-Party wurde am 10.08.2012 nach der Helgoländer Börteboot-Regatta in der Nordseehalle gefeiert.
60 Jahre Cassen Eils
Nicht nur die Börte feiert in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag, sondern auch die Reederei Cassen Eils. Dies ist eine logische Folge der Tatsache, daß Cassen Eils als Reederei der ersten Stunde einzuordnen ist, die den Verkehr zur Insel nach der Freigabe nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich wieder zum Laufen brachte. Nicht zuletzt durch diese Pionierarbeit war die Insel mit dem im Jahr 2010 verstorbenen Reeder Cassen Eils eng verbunden. Die Reederei gehört inzwischen als eigenständiges Unternehmen zum AG Ems Konzern und befindet sich durch Übernahme der Strecken von Wilhelmshaven und Bremerhaven auf Expansionskurs.
Die "Fair Lady" (links) und die "Funny Girl" auf der Helgoländer Reede. Im vergangenen Jahr hatte die Reederei Eils durch den Rückkauf der "Fair Lady" aus Polen und die Wiedereröffnung der Bremerhaven-Verbindung für Aufsehen gesorgt. Seitdem sind die beiden Schiffe, die eine gewisse Ähnlichkeit nicht verleugnen können, gemeinsam auf der Helgoländer Reede anzutreffen.
Das Foto zeigt alle vier im Helgoland-Einsatz tätigen Schiffe der Reederei Eils. In der Bildmitte das Damenduo "Fair Lady" und "Funny Girl" (v.l.), rechts das Flaggschiff M/S Atlantis, das zwischen Mai und September an die Reederei FRS Helgoline verchartert ist. Wiederum von der AG Ems gechartert hat die Reederei Eils die M/S Helgoland für die Wilhelmshaven-Route (links). Darüber hinaus befindet sich auch noch M/S Flipper im Besitz der Reederei Eils, mit dem aktuell der Neuwerk-Verkehr abgewickelt wird. In den 80er Jahren sah man auch dieses Schiff regelmäßig im Helgoland-Einsatz.
Am 15. Juni feierte die Reederei Eils ihr Jubiläum in Cuxhaven vor dem Reedereibüro an der Alte Liebe.
Gestern Touristenstrom - morgen Grüner Strom
Nach der in Deutschland beschlossenen Energiewende ist die Windenergie auf dem Vormarsch, und auch auf Helgoland ist die Aufbruchstimmung zu spüren. Erstes Anzeichen sind die Sonderfahrten des "Halunder Jet" zum Windpark "Alpha Ventus", auf die auf dieser Seite schon ausführlich eingegangen wurde, aber dies soll nur der Auftakt zu noch viel größeren Windenergie-Projekten sein, bei denen Helgoland eine tragende Rollen spielen wird.
In den kommenden Jahren sollen im sogenannten "Helgoland-Cluster" nördlich der Insel insgesamt 208 Windanlagen in drei Windparks entstehen:
Windpark Nord/Ost (RWE Innogy)
Windpark Amrumerbank West (E.ON)
Windpark Meerwind Süd/Ost (WindMW / Blackstone)
Die Betriebszeit ist auf 20 Jahre ausgelegt.
Im Sommer 2012 wurde entschieden, Helgoland nicht zuletzt aufgrund der logistisch günstigen Lage als Basishafen für die Errichtung und Wartung dieser drei Windparks auszubauen. Neben einer Fläche von etwa 10.000 Quadratmetern für Werk- und Lagerhallen sollen die Hafenanlagen so erweitert werden, daß zwei Service-Schiffe pro Offshore-Windpark aufgenommen werden können. Diese Nachricht ließ bei den Verantwortlichen im Helgoländer Rathaus sicherlich die Korken knallen, denn durch die Betriebsbasis für die Energieparks winken auf der Insel bis zu 150 dauerhafte Arbeitsplätze. Für die Insel würde sich neben dem unter rückläufigen Tagesgastzahlen leidenden Tourismus ein ganz neues Standbein eröffnen.
Alles in Butter, könnte man also meinen, aber bekanntlich hat jede Medaille immer zwei Seiten. Und so ist die Insel, wie schon bei der Frage der Insel-Wiedervereinigung geteilter Meinung. Kritiker sehen durch den Ausbau für die Windenergie den Charakter Helgolands als Tourismus-Insel in Gefahr. Um z.B. für die potentiellen neuen Arbeitskräfte auf der Insel Unterkünfte bereit zu stellen, wurde kurzfristig ein Bebauungsplan für Grundstücke oberhalb der Schule freigegeben. Als jedoch die WindMW GmbH verkündete, sich alternativ lieber für zehn Jahre komplett in das Premium-Hotel "Atoll" einzumieten, wehte den Verantwortlichen im Rathaus plötzlich eine steife Brise entgegen, die so manches Windrad in Wallung gebracht hätte. Zu Beginn des Jahres 2013 fallen damit 200 der 2.600 Betten auf der Insel weg, zudem in einem Preissegment, das die eher zahlungskräftigen Besucher ansprechen dürfte. Auch andere Hotelinhaber sollen sich mit Windenergiefirmen bereits einig geworden sein. Statt Neubauten durch die Windenergiefirmen nun also Verknappung der Bettenkapazität durch Anmietung von Hotels - Grüner Storm statt Touristenstrom? So hatte man sich die Entwicklung im Rathaus mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht vorgestellt. Wind also auf die Mühlen der Kritiker, die den Tourismus auf der Insel durch die Windenergie in Gefahr sehen.
Die "Lady von Büsum" passiert das Hotel "Atoll". Nur noch bis zum Jahresende steht es Gästen zur Verfügung. Danach wird es für zehn Jahre komplett von der Firma WindMW genutzt.
Blick über das Mittelland auf die Flotte der Seebäderschiffe.
Im Vordergrund rechts ist der Bau neuer Häuser zu erkennen. Anders als WindMW baut die Firma RWE neue Wohnungen für die künftig auf der Insel im Offshore-Betrieb eingesetzten Mitarbeiter. An dieser Stelle befanden sich vorher die Häuser des Schwestern- und Zivi-Wohnheims, das für die Neubauten abgerissen wurde.
Westlich des Hafenamtes wird der Südhafen künftig sein Gesicht deutlich verändern. Das Gelände zwischen Westmole und Hafenamt wird komplett bebaut werden, hinzu kommt eine Instandsetzung der Kaianlagen in diesem Bereich. Optisch ist noch nicht viel zu sehen, jedoch trügt der Schein, denn der Bereich wird bereits komplett auf Munitionsfunde aus dem Zweiten Weltkrieg untersucht. Am Ausbau des Südhafens beteiligt sich die Insel Helgoland mit ca. 8 Millionen Euro.
Aufgrund der Südhafen-Erweiterung ist derzeit die westliche Mole des Südhafens einschließlich des Wellensturzbeckens gesperrt. Es bleibt zu hoffen, daß es sich hierbei nur um eine temporäre Maßnahme handelt, denn auch die östliche Mole des Südhafens kann seit vielen Jahren schon nicht mehr bis zur Spitze betreten werden. Es soll tatsächlich Urlauber geben, die immer mal wieder gerne den Bereich der Westmole ablaufen. Den Zutritt zur Mole der Erweiterung des Südhafens dauerhaft zu opfern, wäre keine gelungene Entwicklung.
Elbe 1
Helgoland-Interessierte, die alternativ zur Anreise mit dem Seebäderschiff oder dem Katamaran auf der Suche nach etwas Ausgefallenem sind, können an ausgesuchten Terminen auf das ehemalige Feuerschiff "Elbe 1" zurückgreifen. Mehrfach im Jahr macht es sich von Cuxhaven aus auf den Weg zum Roten Felsen. Die Abfahrt in Cuxhaven erfolgt dabei in der Regel bereits um 8:00 Uhr, Helgoland wird gegen 13:00 Uhr erreicht. Zurück geht es um 16:00 Uhr, ehe Cuxhaven dann wieder gegen 22:00 Uhr angelaufen wird. Wie man unschwer erkennen kann, liegt bei einer Gesamtfahrzeit von elf Stunden und einem Inselaufenthalt von drei Stunden der Schwerpunkt der Reise eindeutig auf der Seefahrt selbst.
Das Foto oben zeigt des ehemalige Feuerschiff im Helgoländer Südhafen.
Flugverkehr
Abschließend noch ein kurzer Blick auf die Düne für Diejenigen, die sich neben dem Schiffs- auch für den Flugverkehr zur Insel interessieren:
An der Erreichbarkeit über den Luftweg hat sich generell nichts geändert, wohl aber an den Besitzstrukturen im Hintergrund. Die seit 1996 vollständig zur AG Ems Gruppe gehörende OLT Ostfriesische Lufttransport GmbH war bis zum letzten Jahr neben dem Seebäderdienst auch im Airbus-Werksverkehr (z.B. von Hamburg nach Toulouse) tätig. Nachdem sich im Rahmen einer Ausschreibung die Fluggesellschaft Germania diesen Werksverkehr sichern konnte, trennte sich die AG Ems Gruppe im letzten Jahr vom Regionalverkehr und betreibt jetzt nur noch den Seebäderverkehr unter dem Namen OFD Ostfriesischer Flugdienst GmbH. Die ehemalige OLT Ostfriesische Lufttransport GmbH fand mit dem polnischen Unternehmen Amber Gold einen neuen Investor. Dieser firmierte die OLT Ostfriesische Lufttransport GmbH zur OLT Express Germany um. Eine weitere Tochtergesellschaft von Amber Gold, eine innerhalb Polens agierende Regionalfluggesellschaft, wurde zudem in OLT Express Regional umbenannt. Mit der Insolvenz von OLT Express Regional trennte sich Amber Gold im Sommer 2012 auch wieder von OLT Express Germany, die mit der niederländischen Panta Holding wiederum einen neuen Investor fand. Der Name "OLT" hat also mit dem aktuellen Helgoland-Verkehr nichts mehr zu tun. Um so erstaunlicher, daß der Schriftzug im August 2012 noch immer in großen roten Lettern auf der Helgoländer Düne gesichtet werden kann (Foto oben).
Bis zum nächsten Mal!
Archiv: News aus dem 1. Halbjahr 2012
© 2012 / 2013 Alexander David
Letzte Aktualisierung: 18.02.2013